Objektiv: 16.12.2020

Vintage-Look mit Cooke

Der DoP Peter Simonite wollte den Spielfilm »Fugitive Dreams« in einem Vintage-Look drehen. Das setzte er aber anders um als ursprünglich geplant.

Fugitive Dreams, Crew
Die Kameracrew von »Fugitive Dreams«.

»Fugitive Dreams« ist ein Film von Regisseur und Autor Jason Neulander, den DoP Peter Simonite im Vintage-Look ins Bild setzte. Der Film basiert auf einem Theaterstück von Caridad Svich, nun übertragen in einen allegorischen Roadmovie, der die Themen Obdachlosigkeit, psychische Gesundheit und Sucht berührt. Zwei verlorene Seelen machen sich auf den Weg durch ein traumhaftes Amerika, und ihre düster-schräge Reise konfrontiert sie mit ihrer Vergangenheit.

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Still aus »Fugitive Dreams«.

»Jason hatte eine starke Vision für die visuelle Seite des Storytellings, da der Film in einer anachronistischen Welt zwischen Vergangenheit und Zukunft spielt«, erklärt Simonite. »Er wollte an Vintage-Fofografien aus der amerikanischen Dust-Bowl-Periode sowie Filme wie ‚Früchte des Zorns‘ und ‚Wizard of Oz‘ erinnern, er wollte in erster Linie in Schwarzweiß drehen und dabei das Academy-Format verwenden (Anmerkung: 1,37:1, der Hollywood-Standard zwischen 1932  bis 1952). Die Darsteller dominieren damit das Bildfenster, sie wirken dadurch seltsam heroisch in ihrer eigenen, gebrochenen Welt.«


Trailer zu »Fugitive Dreams«.
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»Fugitive Dreams« wurde mit Panchro/i-Classic-Objektiven von Cooke gedreht.

Genau den passenden Vintage-Look, den Jason Neulander sich für den Film gewünscht hatte, fand DoP Peter Simonite: Ursprünglich wollte er mit Vintage-Objektiven drehen, aber er fand letztlich den »perfekten Kompromiss« für dieses mit Alexa Minis von Arri umgesetzte Projekt in Panchro/i-Classic-Objektiven von Cooke.

Fugitive Dreams, Crew
Zwei der Darsteller und die Kameracrew von »Fugitive Dreams«. Eine komplette Liste von Cast und Crew von »Fugitive Dreams« finden Sie hier.

Panchro/i Classic sind Festbrennweiten, die eng an den originalen Speed-Panchro-Objektiven aus den 1920er- bis 1960er-Jahren orientiert sind und die man als moderne Neuauflage dieser Klassiker bezeichnen kann. Zwölf Panchro/i Classic mit Brennweiten von 18 bis 152 mm stehen zur Verfügung, sie bieten T2.2 bis T3.2. Die Objektive bieten laut Hersteller den gleichen Look der legendären, ursprünglich von Horace W. Lee in den 1920er Jahren entwickelten Speed-Panchro-Baureihe, aber mit den Vorteilen moderner Gläser. Außerdem sind die neuen Objektive mit der Metadaten-Technologie von Cooke ausgestattet.

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Still aus »Fugitive Dreams«.

Obwohl einige Teile von »Fugitive Dreams« in Farbe sind, deckten Simonite und Neulander mit ihren visuellen Referenzen für den Film einen weiten Bereich ab. Dazu gehören letztlich die ikonischen Dust-Bowl-Bilder der Fotografin Dorothea Lange sowie die Filme »Alice in the Cities« (1974) und »Down by Law« (1986). »Diese Referenzen sprachen mich wirklich an. Es war eine großartige Gelegenheit, Bilder zu schaffen, die die Geschichte unterstreichen«, so Simonite. »Kameraleute sind von so etwas natürlich absolut begeistert.«

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Peter Simonite am Set von »Fugitive Dreams«.

»Bei den Objektiven habe ich zunächst alles Mögliche ausprobiert. Ich habe aber auch viel Erfahrung mit Cooke-Objektiven, und das geht zurück bis in die Zeit, als ich zum ersten Mal mit dem Cooke XTAL drehte«, erklärt Simonite. »Diese Objektive waren wirklich etwas Besonderes. Von da an begann ich, mich in die einzigartigen Eigenschaften der Cooke-Objektive zu verlieben, besonders in die S2 Speed Panchros, die in Anamorphoten umgewandelt wurden. Dann arbeitete ich mit Bruno Delbonnel an ‚Infamous‘. Bruno war sehr angetan vom Cooke S4/i. All diese Erfahrungen haben mich zum ‚Cooke Look‘ hingezogen. Außerdem habe ich schon immer den Charakter der verschiedenen Objektivsätze geschätzt. In Anbetracht meiner britischen Herkunft finde ich es auch schön, Objektive zu verwenden, die aus demselben Ort stammen wie meine Mutter. Für mich hat das einfach irgendwie etwas.«

Cooke, Panchro/i Classic
Mit Panchro/i Classics fand Peter Simonite die perfekten Objektive für den erstrebten Look für »Fugitive Dreams«,

Simonite wollte für den Vintage-Look eigentlich ein Set von alten Cooke Speed Panchros verwenden (Artikel zu Vintage-Objektiven). Im Gespräch mit Meredith Stephens, Executive Vice President des Verleihs MPS Studios in Austin, fand Simonite aber dann die perfekte Wahl — und bestückte die angemieteten Arri Alexa Minis (Infos) von MPS, die er als Hauptkamera und Second Unit verwenden wollte, letztlich mit Panchro/i Classics.

Fugitive Dreams, Still
Still aus »Fugitive Dreams«.

»Meredith war unglaublich hilfreich. Sie hatte gerade ihr Set von Panchro/i Classics erhalten. Sie sagte mir, die hätten einen ‚retro-modernen‘ Look — und sie empfahl sie mir. Sie passten tatsächlich wunderbar: Die Panchro/i Classics hatten den gleichen Charakter wie die Speed Panchros, aber mit einem viel konsistenteren Kontrast zwischen den einzelnen Objektiven. Jetzt hatte ich also beides: Vintage und Moderne — was perfekt für das Material war. Ich konnte mich auf die kreativen Möglichkeiten der Objektive verlassen, um den Bildern auch eine Stimmung und eine Stimme zu geben. Ich wusste, dass die Objektive ein integraler Bestandteil dessen sein würden, wie die Zuschauer die Bilder dieser Geschichte betrachten — die Objektive wirken auf eine kraftvolle, aber subtile Weise, ganz ähnlich, wie Musik das tut. Die Schärfe, der Kontrast, das wunderschöne Bokeh, die Flares … Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass jedes Bild zu etwas Besonderem wird.«

Fugitive Dreams, Still
Still aus »Fugitive Dreams«.

Simonite mietete den kompletten Satz Cooke Classic Panchro/i Objektive von MPS an: 18, 21, 25, 27, 32, 40, 50, 65 Macro, 75, 100, 135 und 152 mm. Diese wurden zwischen den beiden Alexa Minis aufgeteilt. Das 65 Macro wurde sowohl als Standard-65-mm-Objektiv als auch als Makroobjektiv für einige spezielle Aufnahmen verwendet.

Fugitive Dreams, Still
Still aus »Fugitive Dreams«.

Simonites Hauptobjektiv für »Fugitive Dreams« war das 32 mm. »Das 32er ist einfach ein wunderschönes Objektiv. Beim Fotografieren mit dem 32er kann man einfach nichts falsch machen. Außerdem waren die Objektiv-Metadaten der /i-Technologie bei einigen Aufnahmen sehr hilfreich, um das Matching bei den Green-Screen-Arbeiten so vereinfachen.«

Fugitive Dreams, Still
Still aus »Fugitive Dreams«.

Für amerikanische Verhältnisse ist »Fugitive Dreams« ein Low-Budget-Film (1,3 Millionen US-Dollar). Deshalb war Simonite besonders glücklich, Objektive zu finden, die wesentlich dazu beitragen konnten, die Geschichte dieses Films zu erzählen.

Fugitive Dreams, Still
Still aus »Fugitive Dreams«.

»Der ‚Cooke Look‘ gibt den emotionalen Ton der Geschichte vor«, erklärt Simonite hierzu. »Dies ist ein sehr strenger, nüchterner Film. Es gibt einen Wald, einen Zug, ein Maisfeld — also ausgedehnte Locations — aber nicht viele Darsteller, da es ursprünglich ja eine Theaterstück war. Ich wusste, dass ich diesen Film mit einem minimalen Satz von Werkzeugen schön aussehen lassen konnte, solange die Werkzeuge gut funktionierten. Und Cooke fügte den Bildern eine Stimme hinzu, die wir wirklich brauchten, da wir oft mit Available Light und einer sehr kleinen Crew arbeiteten. Wir wussten, dass wir mit dem Look der Objektive spielen konnten — und sie erwiesen sich als mächtigste Werkzeuge am Set.«