Kurznachrichten: 16.12.2020

News: Kurz und knackig – KW 51/2020

Kleines Konzert, große Wirkung: Am 22. Dezember feiert das Radio sein 100. Jubiläum. Am 29. Oktober 1923 wurde »erstmalig Mitteilung gemacht, dass der Unterhaltungs-Rundfunk mit Verbreitung von Musikvorführungen auf drahtlos-telefonischem Wege beginnt …«. Hören Sie mal wieder rein.

Rundfunkbeitrag

ARD, ZDF und Deutschlandradio haben ihre Klagen beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Per Eilverfahren wollen sie die Beitragserhöhung vorläufig in Kraft gesetzt sehen. Ihr Hauptargument: Die Entscheidung der Landesregierung Sachsen-Anhalt gegen die Parlaments-Abstimmung verstößt gegen die Bestands- und Entwicklungs-Garantie für die Sendeanstalten und erfolgt aus »minderen sachfremden Gründen«, so RBB-Intendantin Schlesinger.
Die Bundesländer Bremen und Saarland schließen sich der Klage an, um den verbesserten ARD-internen »Finanzausgleich« für RB und SR durchzusetzen. Die Länder könnten in Regress genommen werden, obwohl nur Sachsen-Anhalt nicht für die Beitragserhöhung stimmte.
Inklusive der Beitragserhöhung plant der WDR für 2021 1,46 Mrd. € Erträge 1,64 Mrd. € Ausgaben – also einen Fehlbetrag von 180 Mio. €. Das liquide Ergebnis schließt noch mit plus 7,9 Mio. €; die Rücklage sei aber bis Ende 2024 aufgebraucht.
»Ein Ausbleiben der Erhöhung hätte deutliche Einschnitte bei den Programminvestitionen zur Folge«. Trotz Einnahmen von 2,044 Mrd. €. entsteht ein Fehlbetrag von 2,6 Mio. €, gedeckt aus der Rücklage.
Die kleinste ARD-Anstalt plant 2021 Ausgaben von 113 Mio. € und einen handelsrechtlichen Fehlbetrag von 4,9 Mio. € sowie einen positiven Cash-Flow von 1,8 Mio. € – wenn Beitragserhöhung und der erhöhte Finanzausgleich doch noch kommen.

Unternehmen

Im Vorgriff auf den Ende 2020 auslaufenden Nachrichten-Vertrag mit WeltTV (Springer SE) will ProSiebenSat1 ab 2023 Nachrichten für alle Plattformen von Pro7, Sat1 und Kabel1 selbst produzieren. Eine Zentralredaktion mit 60 Mitarbeitern in Unterföhring und ein Hauptstadtbüro sind vorgesehen.
2021 sollen in allen Bereichen 100 bis 150 Stellen sozialverträglich abgebaut werden. Als Folge von Corona werden die Kosten für Events und Reisen reduziert. Investments sind in Inhalte für TVnow, Datenmanagement und Technologie vorgesehen.

Broadcast

Umfangreiche Daten zur Mediennutzung während der Corona-Pandemie und Standpunkte zur Rolle der Medien in multiplen Krisen finden sich in der Ausgabe 10/11 der Media Perspektiven.
Bis zum 11. Januar sendet NDR3 im Hamburger DVB-T2 HD-Kanal 40 die mit dem Fraunhofer IIS entwickelte »Klare Sprache« als 3. Tonspur. Zuschauer-Feedback wird ARD-intern ausgewertet. Ab Q2/2021 werde der Ton mit zwecks besserer Sprachverständlichkeit automatisch reduzierten Nebengeräuschen für NDR3 und DasErste ins NDR-weite Terrestrik-Signal integriert.
Am 12./13. Dezember bot auch der WDR den optimierten Sound über Sat und Kabel für ausgewählte TV-Sendungen an. Bei vorherigen Online-Tests mit drei Audio-Varianten kritisierten 2/3 der Teilnehmer die Sprachverständlichkeit, 80% lobten den Test.

Radio, Audio

Der NRW-Journalistenverband kritisiert die Vergabe von 850.000 € aus dem Bundestopf »Neustart Kultur« an 40 Lokalradios in NRW: Weil der Erhalt redaktioneller Arbeitsplätze nicht vorgegeben wird, können die Arbeitgeber die Axt an die redaktionellen Strukturen legen, obwohl diese ihre Bedeutung für die Gesellschaft beweisen.
Auch im November zeigte sich die Gattung Radio coronafest. Die Nielsen-Werbestatistik meldet Bruttoerlöse von 219,83 Mio. € (nur -0,2% zu 11/2019). Positiv bilanzierten TV (2,08 Mrd. €; +8,07%) und Online (424,4 Mio. €, +7,6%). Mit 3,982 (2019: 3,980) Mrd. € ist der Werbemarkt ausgeglichen – obwohl das Kino (-96,4%) wieder fast keine und u.a. Zeitungen (-16,9%) und Print (-15,6%) weniger Werbegelder einnahmen.
Ab dem 21. Dezember müssen alle in Neuwagen eingebauten Autoradios neben UKW auch einen DAB+-Tuner haben. Alle sonstigen Radios mit Anzeige des Sendernamens benötigen ein digitales Empfangsteil für DAB+ und/oder Webradio. Deutschland ging damit über eine Vorgabe der EU hinaus.
Mittels eigener Software werden Visual Spots realisiert – zur Werbung passende Video- und Grafik-Einblendungen kommen automatisiert auf Displays von DAB+-Autoradios. Umgesetzt wird das von zwei Spartenwellen der Gruppe im DAB+-Mux Nordhessen.

Streaming

Die Plattform kommt 2021 nicht nach Deutschland. Die bis Ende 2021 vereinbarte Partnerschaft von Warner und Sky wird geschützt.
Die Abrufe aus der Spartensender-Mediathek stiegen von 1,7 Mio. Minuten in 2018 über 3,5 Mio. Min. in 2019 auf 3,5 Mio. Min. in 2020. 6,85 Mio. Zuschauer bedeuten Platz 8 der deutschen TV-Programme.
Disney erwartet bis 2024 den Anstieg von derzeit 137 auf 350 Mio. Kunden für Disney+ (86 Mio. Abos), Hulu und ESPN+. Bis 2024 will man jährlich 16 Mrd. $ in Content investieren. Der Abopreis wird in Europa von 7 auf 9 €, in den USA von 7 auf 8 $ erhöht.
Programmliche Reserven oberhalb der selbstgewählten FSK12-Grenze sollen ins Streaming: Über ein Disney+18 könnten Filme à la »Alien«, »Predator«, »Deadpool« usw. vermarktet werden.
Die Briten melden bis November über 5 Mrd. Abrufe. Hits sind »Normal People« (62 Mio. Abrufe) und »Killing Eve’s« (Staffel 39 Mio.).

Netze

5G soll bis 2025 flächendeckend sein. 98% Versorgung erfüllten die »bundesweiten« Auflagen der BNetzA zu LTE. Bis 2022 werden 4 Mrd. € in Netze investiert.

Medienrecht

Die Transparenzvorschriften im EU-Entwurf für einen Digital Services Act ermöglichen Inhalteanbietern und Produzenten eine stärkere Partizipierung an der Wertschöpfung ihrer Inhalte. Der Film-Dachverband fordert auch eine Rechtsgrundlage, um Urheberrechtsverletzungen oder Verstöße gegen Markenrechte unverzüglich abzustellen. »Dafür braucht es kein Anreizsystem für Online-Plattformen, sondern klare Kante«, so SPIO-Präsident Negele.

Personalia

Die Zahl von Frauen in Führungspositionen stieg von 2010 bis 2019 von 33,8 auf 40,4%. In der Verwaltungsdirektion sind es 58%, in der Chefredaktion 43%, in der Programmdirektion 42%.
Intendant Thomas Kleist scheidet Ende April aus – zwei Jahre vor Vertragsende. Bewerbungen um die Nachfolge sind bis zum 16. Januar möglich. Gewählt wird am 22. Februar mit 2/3- oder am 23. mit einfacher Mehrheit.
Klaus Brinkbäumer, Exchef des Spiegel, folgt als MDR-Programmdirektor im Funkhaus Leipzig dem ausscheidenden Wolf-Dieter Jacobi. Fernsehfilm-Chefin Jana Brandt übernimmt die Programmdirektion Halle; die Vorgängerin Katja Wildermuth wird Intendantin des BR.
Von der Europäischen Filmakademie wechselt Geschäftsführerin Marion Döring in den Vorstand der Stiftung mit Verantwortung für strategische Fragen. Claire Brunel und Hella Wenders sind Geschäftsführerinnen.