Remote Production: Broadcast-Kamera ohne Basisstation
Ronny van Geel von Grass Valley erörtert die Vorteile von Remote-Produktion im Zusammenspiel mit der LDX-100-Kameraplattform, die Basisstationen im Ü-Wagen obsolet macht.
Neue Entwicklungen in der Kameratechnologie haben eine wesentlich flexiblere Handhabung von Live-Produktion und insbesondere in der Remote-Produktion ermöglicht. So kann etwa durch die DirectIP-Konfiguration von Grass-Valley-Kameras die Entfernung zwischen der Kameraeinheit am Veranstaltungsort und der Basisstation erheblich vergrößert werden.
Die Nutzung von DirectIP ermöglicht es, dass außer den Kameraleuten, die gesamte restliche Produktions-Crew an einem vom Veranstaltungsort abgesetzten Standort arbeiten kann — in einem Ü-Wagen, Studio oder einer Remote-Regie. Dies hat sich in der Praxis sogar schon über Entfernungen von fast 20.000 km bewährt und ist eine echte Bereicherung für die Remote-Produktion.
Die jüngste Ergänzung des Grass Valley Kamera-Portfolios ist die LDX-100-Kameraplattform, die sogar noch mehr Freiheit bietet, als es bisher schon gab.
Die Kamera lässt sich nämlich direkt in eine IP-Infrastruktur einbinden — von jedem Standort aus. Grass Valley nennt das »NativeIP«.
Das Wichtigste ist, dass die Kamera keine separate Basisstation mehr benötigt. Das macht diese Technologie in Ü-Wagen-Umgebungen unschätzbar wertvoll, weil man Kosten, Gewicht und Platz spart. Im Falle eines Fahrzeugs mit 18 Kameras spart man 36 HE 19-Zoll-Rackspace — das ist natürlich ein riesiger Unterschied, wenn der Platz knapp ist.
Auf die Signale, die direkt von der Kamera kommen, kann von überall her zugegriffen werden, da die Kamera selbst zum vielseitigen zentralen Knotenpunkt für alle IP-Signale geworden ist. In Verbindung mit der Creative-Grading-Lösung von Grass Valley (Infos, Video) gibt die LDX 100 dem Produktionsteam die volle kreative Kontrolle.
Remote arbeiten
Praktisch gesehen bietet die Möglichkeit, das Produktionsteam vom Ort der Live-Veranstaltung abzukoppeln, eine ganze Reihe von Vorteilen: Wenn man etwa internationale Fußballbegegnungen betrachtet, wo eine einzige Ü-Wagen-Firma möglicherweise mehrere Fahrzeuge entsenden muss, bedeutet das Unmengen an Ausrüstung und Personal, die es zu disponieren, organisieren, verwalten und transportieren gilt.
Wenn hingegen auch größere Distanzen zwischen Kamera und Haupt-Produktionsort möglich sind, können Produktionsfirmen und Ü-Wagen-Anbieter hingegen viel flexibler arbeiten.
Mit der Option, nur die Kameraleute oder höchstens eine technische Mindestbesatzung am tatsächlichen Ort der Live-Veranstaltung zu haben, kann ein Ü-Wagen nun an einem günstigeren Ort aufgestellt werden. Broadcaster, die sich für dezentrale Geschäftsmodelle entscheiden, müssen lediglich die Kameraleute zum Veranstaltungsort entsenden, während der Rest des Produktionsteams von anderen Standorten aus arbeiten kann.
Das schafft zudem die Möglichkeit, an einem Tag an mehreren Produktionen zu arbeiten. Zusätzliche Support-Fahrzeuge, die für die Wiedergabe, die Analyse vor und nach der Veranstaltung zuständig sind, können sich außerhalb des Veranstaltungsortes befinden, wo sie Live-Feeds mit minimaler Latenzzeit empfangen können, oder sie können gleich von einem dezentralen Standort aus remote bearbeitet werden.
Kunden, die sich für zentralisierte Remote-Workflows entscheiden, bei denen die gesamte Veranstaltung von einem entfernten Standort oder dem eines Drittanbieters aus produziert wird, müssen weniger Ausrüstung und Personal transportieren, was Zeit und Geld spart und den gesamten CO2-Footprint einer Veranstaltung verringert.
Aktuelle Beispiele
Die Remote Technologie ist vorhanden und sie hat sich bewährt. Immer mehr Rundfunkanstalten arbeiten bei Live-Sport- und Veranstaltungsproduktionen auf dieser Basis.
So nutzt etwa Star Sports in Indien einen Remote-Produktions-Workflow, wie in Grass Valley vorschlägt, um die Berichterstattung über die populäre indische Premier League (IPL) Twenty20 Cricket sowie Veranstaltungen für die Pro Kabaddi League (PKL) zu unterstützen. (Kabbadi ist eine in Indien, Iran, Pakistan und Bangladesh sehr populäre Mischung aus Ringen und Völkerball — aber ohne Ball.)
Star Sports hat seine Produktion an seinem Drehkreuz in Mumbai zentralisiert und verwaltet effizient mehrere Spiele, einschließlich bis zu acht regionaler Sprach-Feeds für jedes Spiel.
Anstatt einen eigenen Produktionsregie-Raum für die Live-Übertragung zu errichten, muss Star Sports nur die Kameraausrüstung von einem Ort zum nächsten bringen, und dasselbe Produktionsteam kann nun mehrere Spiele am selben Tag verwalten.
Sportligen wie die US-amerikanische NFL und Produktionsdienstleister wie NEP haben sich ebenfalls für diese Art von zentralisierter Produktion entschieden, um die damit verbundene zusätzliche Flexibilität zu erhalten. Mit NativeIP der LDX 100 kann nun der nächste Schritt für echte Remote-Produktionen gemacht werden.
IP plus Remote liefert die ultimative Flexibilität
Die Attraktivität der Remote Produktion und der Übergang dorthin ist Teil eines generellen Branchentrends, der dazu geführt hat, dass Sender, Content-Produzenten und Ü-Wagenfirmen aktiv in skalierbarere und agilere Infrastrukturen und Workflows investieren.
Hier kommt IP ins Spiel und bietet die Möglichkeit, alles von HD bis hin zu 4K UHD und HDR zu verarbeiten. IP wird weiter wachsen und den Weg zu noch größeren Formaten ebnen.
IP unterstützt auch die Einführung von Cloud-basierten Modellen, die verteilte und virtualisierte Arbeitsabläufe ermöglichen, so dass die Mitarbeiter von jedem Standort aus zusammenarbeiten können. Für eine Ü-Wagen-Produktion könnte dies bedeuten, dass zusätzliche Mitarbeiter von überall auf der Welt eingebunden werden oder dass freiberufliche Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten, etwa wenn sie Kamera-Shading, Replays oder Highlight-Schnitte realisieren.
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