Praxistest: Sennheiser-Mikro MKE 200
Das Sennheiser-Mikro MKE 200 ist für DSLMs, Hybridkameras und Handys konzipiert. film-tv-video.de hat das kompakte Richtmikrofon ausprobiert.
Das MKE 200 von Sennheiser ist leicht und kompakt, also als Zubehör für DSLMs, Hybridkameras und Handys konzipiert. Es kostet rund 100 Euro. film-tv-video.de wollte wissen, was es dafür bieten kann.
DSLMs und hybride Kameras sind ja generell in vielen Bereichen auf Zubehör angewiesen, wenn man damit filmen und nicht nur fotografieren will. Das betrifft insbesondere die Tonaufzeichnung: Die eingebauten Mikrofone dieser Kameras sind oft selbst für Atmos unbrauchbar, die meist geringe Richtcharakteristik macht es selbst dann schwer, einen zufriedenstellenden Ton aufzuzeichnen, wenn man nah an der wichtigsten Tonquelle positioniert ist. Körperschall ist bei solchen Kameras natürlich auch ein großes Thema: Oft ist jeder Bedienvorgang an der Kamera auch im Ton deutlich zu hören.
Ein gerichtetes Mikrofon für den Zubehörschuh ist dann oft die richtige Lösung, um eine einwandfreie Atmo oder vielleicht sogar einen brauchbaren O-Ton zu bekommen. Genau hier setzt Sennheiser mit dem MKE 200 an. Der Unterschied zu vielen anderen Modellen, die es hier bereits gibt: Das Mikrofon benötigt keine zusätzliche Batterie und kann direkt über die Mini-Klinke mit Strom versorgt werden.
Die Eckdaten
Das MKE 200 ist nur knapp sieben Zentimeter lang, somit sehr kompakt und bereitet damit auch bei extremen Weitwinkelaufnahmen keine Probleme. Auf dem Zubehörschuh montiert, ist dieses Mikro auch beim Benutzen des Suchers nicht im Weg — zumindest nicht bei den im Test verwendeten Kameras.
Die Kapsel sitzt auf einer Schwinghalterung, und der eingebaute Windkorb schützt zumindest vor normalen Luftbewegungen und leichten Sprachgeräuschen. Schon bei leichtem Wind reicht dieser Schutz aber nicht mehr, aber dafür wird ein Fellwindschutz mitgeliefert.
Zusätzlich gehören zwei Spiralkabel zum Lieferumfang: eines für DSLMs mit zwei Signaladern und eines für Handys mit drei Signaladern.
Wie bei Sennheiser üblich, verfügt der Anschluss am Mikrofon über einen Schraubverschluss, so dass das Kabel zumindest nicht auf dieser Seite versehentlich heraus rutschen kann. Mit 62 g (inklusive Spiralkabel) ist das Mikrofon so leicht, dass es wirklich nicht ins Gewicht fällt, auch wenn man aus der Hand dreht.
Das Mikrofon benötigt eine Stromversorgung zwischen 2 und 10 Volt über den Klinkenstecker. Die meisten aktuelleren Kameramodelle stellen diese Speisung bereit, vorsichtshalber sollte man das vielleicht im Handbuch seiner Kamera nachlesen.
Ein Problem gibt es natürlich bei Passiv-Adaptern, mit denen die beiden Kanäle der DSLM von zwei unterschiedlichen Quellen aufgenommen werden können. Diese bieten keine Speisung über die Klinkenstecker, und somit bleibt dann auch das Mikrofon stumm.
Ebenso sind XLR-Adapter, wie etwa der GH5 DMW-XLR1, nicht auf diese Speisung vorbereitet und können nur die vollen 48 Volt Phantomspeisung ausgeben. Hiermit kann das Sennheiser MKE 200 also ebenfalls nicht verwendet werden.
Die Kapsel selbst ist eine Superniere, nimmt also einen großen Teil des Schalls direkt vor der Kamera auf und nur einen geringeren Teil des seitlich auftreffenden Schalls. In den meisten Fällen ist das die beste Option für ein Kameramikrofon, selbst eine allgemeine Raumatmo gelingt mit der Richtcharakteristik des MKE 200 noch ganz gut.
Für eine nominelle »Superniere« ist es nicht all zu stark gerichtet. Auch wenn man nicht genau zielt oder die Kamera um 30 Grad weg dreht, ist der Pegel noch fast genau so hoch wie bei direkter Ausrichtung.
Für Blogger-Aufnahmen ist es also auch noch gut geeignet, wenn man etwas »in die Gegend filmt« und sich selbst oder den Interviewpartner nicht immer zentral ausrichtet. Die interne Aufhängung federt zwar leichte Kamerabewegungen ganz gut ab, allerdings sind die Bediengeräusche beim MKE 200 immer noch deutlicher in den Aufnahmen zu hören. Sowohl bei der Panasonic GH5 als auch der Pocket Cinema Camera von Blackmagic hört man jeden Tastendruck und jedes Drehrad deutlich mit.
Pegel und Klang
Die Empfindlichkeit des MKE 200 ist ganz gut und kann auch mit Mikrofonen mit eigener Batteriespeisung mithalten. Bei der GH5 kommt man für Statements aus etwa 1 m Entfernung beim 0 dB Pegel der Kamera gut zurecht und kommt bei normaler Gesprächslautstärke nahe an den 0-dBFS-Pegel.
Bei der Pocket Cinema Camera ist auch bei einer Audioeinstellung von 100% der Pegel immer noch vergleichsweise schwach und im Schnitt 10 dB leiser. Mit dem Eigenrauschen der Klinke muss man beim MKE 200 aber leben, und das fällt stärker ins Gewicht als beispielsweise bei Mikrofonen mit eigener Speisung über eine Batterie. Im direkten Vergleich mit dem Røde VideoMic Pro ist das Eigenrauschen bei dem Sennheiser MKE 200 rund 6 dB lauter. Beim Drehen in sehr ruhigen Räumen wird man also vielleicht in der Postproduction einen De-Noiser einsetzen müssen.
Der Klang des MKE 200 ist deutlich auf die Mitten konzentriert, eignet sich also vor allem für Sprachaufnahmen. Das Ganze klingt dadurch aber auch etwas hohl, denn es fehlt an Bässen und unteren Mitten. Im Vergleich zu den eingebauten Mikrofonen der Panasonic GH5 und der Pocket Cinema Camera klingt das MKE 200 aber immer noch deutlich präsenter und sehr viel ausgewogener. Die stärkere Richtcharakteristik macht sich deutlich in weniger Umgebungsgeräuschen bemerkbar, und der störende Lüfter der Pocket Cinema Camera ist mit dem MKE 200 nicht mehr direkt zu hören. Das Mikro überbetont die oberen Mitten etwas und hat dadurch einen etwas »scharfen« Klang.
Das Røde VideoMic Pro — das preislich höher liegt als das MKE 200, nämlich in der Größenordnung von 150 Euro — bietet mehr Bässe, es klingt aber auch etwas dumpfer.
Will man O-Töne vom MKE 200 mit einem dynamischen Mikrofon der Klasse eines Sennheiser MD46 oder gar eines Kondensatormikrofons wie dem Sennheiser ME66 mischen, hat man natürlich Probleme: Das MKE 200 lässt sich auch mit viel Aufwand in der Nachbearbeitung nicht in die Nähe solcher Klangbilder führen. Hier wird man mit dem Klangunterschied leben müssen.
Fazit
Das MKE 200 betont die oberen Mitten und das macht es vor allem für Sprachaufnahmen interessant. Es fehlt aber etwas an Bässen. Für O-Töne aus Armlänge bis 1 m, also als Blogger-Mikrofon oder für schnelle Statements, kann es noch gut eingesetzt werden, solange man sich in keiner lauten Umgebung befindet.
Vor allem als besseres Atmo-Mikrofon ist es eine gute Bereicherung für die meisten DSLR/Ms und die BMD-Pocket-Modelle. Dass keine Batterie leer werden kann, ist ein zusätzlicher Komfortfaktor. Die benötigte Speisung beschränkt aber den Einsatz etwas, wenn man mit anderem Zubehör arbeiten will.
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