Branche, Corona: 13.03.2020

Corona in der Medienbranche

Abgesagte Messen, Konzerte, Theateraufführungen oder Festivals, eingestellte Sportligen, Sendungen ohne Zuschauer, verlegte Kinostarts und große Sport-Events »on hold« – Corona schlägt auch in der Medienbranche massiv zu.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters.

Angesichts der kompletten Absage vieler Kulturveranstaltungen und der spürbaren Besucherrückgänge durch das Coronavirus hat Kulturstaatsministerin Monika Grütters gefordert: »Künstler und Kultureinrichtungen können sich darauf verlassen, gerade mit Blick auf die Lebenssituationen und Produktionsbedingungen der Kultur-, Kreativ- und Medienbranche: Ich lasse sie nicht im Stich! Wir haben ihre Sorgen im Blick und werden uns dafür einsetzen, dass die speziellen Belange des Kulturbetriebs und der Kreativen miteinbezogen werden, wenn es um Unterstützungsmaßnahmen und Liquiditätshilfen geht.«

Sie habe deshalb in der Bundesregierung angeregt, zu den anstehenden Gesprächen über Hilfsmaßnahmen auch Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur und Medien einzuladen. »Wir müssen auf unverschuldete Härten und Notlagen reagieren und sie ausgleichen. Das muss uns nicht nur die Wirtschaft, sondern auch unsere durch die Absagen schwer gebeutelte Kulturlandschaft wert sein«, sagte Grütters.

Das klingt erstmal gut. Die Praxis wird zeigen, wie das umgesetzt wird und ob es auch etwas bewirkt. Denn viele Freie haben schon jetzt mit massiven Einbrüchen zu kämpfen: Jobs fallen weg, weil Veranstaltungen nicht stattfinden, Ausfallhonorare gibt es selten, und sicher geglaubte Einnahmen fehlen plötzlich.

Was den Einzelnen vor Probleme stellt, ist auch für viele mittelständische Firmen im Medienbereich ein Problem, wenn etwa Filmproduktionen plötzlich gecancelt werden. Und natürlich leiden auch die Sender, bei denen Werbeeinnahmen zurückgehen und geplante Sendungen entfallen müssen.

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TV-Sender

Die großen Sender reagieren mittlerweile ebenfalls auf die Coronakrise: Der Norddeutsche Rundfunk etwa schränkte für die kommenden Wochen den Besucherverkehr an seinen Standorten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg stark ein und sagte Veranstaltungen mit Publikum vor Ort ab.

Ähnlich geht auch das ZDF vor und stellte seine Besucherführungen im ZDF-Sendezentrum in Mainz und im ZDF-Hauptstadtstudio ein. Ebenso werden Sendungen, die normalerweise mit Publikum stattfinden, bis auf weiteres ohne Zuschauer vor Ort produziert.

Seit Freitag gibt es auch den ersten bestätigten Fall einer Corona-Infektion im ZDF. Alle Kontaktpersonen haben ihre Arbeitsplätze unmittelbar verlassen und wurden nach Hause geschickt. Die ZDF-Geschäftsleitung hat weitere Maßnahmen für die Sicherheit der Belegschaft beschlossen: Wo immer das möglich und vertretbar ist, soll Arbeit im Homeoffice umgesetzt werden. Die Regelung soll zunächst bis zum Ende der Osterferien gelten.

Auch der Bayerische Rundfunk sagt alle Veranstaltungen mit Publikum ab und lässt im Home Office arbeiten, wo es möglich ist. Zwischenzeitlich haben das auch andere große Sender umgesetzt (Stand 16.03.2020).

Sport
Bis 2. April werden die Spiele der 1. und 2. Bundesliga ausgesetzt.

2020 sollte eigentlich wieder ein Jahr der großen Sportübertragungen werden. Doch Eishockey, Basketball, NBA und die Formel 1 haben den Betrieb vorläufig eingestellt, LaLiga in Spanien und Premiere League in England haben den Spielbetrieb bis April 2020 ausgesetzt — und natürlich spielt auch Italiens Serie A nicht mehr. Am heutigen Freitag hat sich nun auch die DFL dazu entschlossen, den Spielbetrieb in der ersten und zweiten Bundesliga bis zum 2. April einzustellen. Das ist nicht nur für die Liga ein Novum, sondern auch für alle TV-Dienstleister, die für diese Ligen produzieren.

Eine Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft, die vom 12. Juni bis 12. Juli stattfinden und mit dem Eröffnungsspiel in Rom beginnen sollte, dürfte möglicherweise nur noch eine Frage der Zeit sein. (Update 17.03.2020: Verschiebung auf 2021 jetzt offiziell)

Von einer Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio wollen die Veranstalter aktuell noch nichts hören. Die Durchführung eines solchen Events, das Athleten und Zuschauer aus der ganzen Welt erfordert und anlockt, erscheint doch aber mehr als unwahrscheinlich — auch wenn Japan derzeit nur von vergleichsweise wenigen 639 Coronafällen heimgesucht wird. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) unter Thomas Bach möchte davon noch nichts wissen.

Haruyuki Takahashi, Mitglied im japanischen Organisationskomitee der Spiele, sorgte nun allerdings mit einer Aussage im Wall Street Journal für Aufsehen, als er eine Verschiebung der Spiele um zwei Jahre für denkbar hielt. Ein Szenario, das wohl nicht ganz unwahrscheinlich zu sein scheint.