Interview, Personalie, Top-Story: 05.09.2019

Ulf Genzel und contagi kooperieren

Seit September 2019 kooperiert Ulf Genzel Consulting mit der international tätigen Beratungsgesellschaft contagi. film-tv-video.de sprach mit Ulf Genzel über aktuelle Entwicklungen im Personalbereich.

Contagi verfügt über drei Standorte in Deutschland, zwei Standorte in der Schweiz und einen in China. Auf dem Bild v. l. n. r.: Heiko Hempe, Ulf Genzel und Dr. Marcus Wittner.

Ulf Genzel Consulting ist eine unabhängige Unternehmens- und Personalberatung, die sich seit 2010 sehr erfolgreich in den Bereichen Medien, Telekommunikation und Informationstechnologie etabliert hat. Zu den Kunden gehören Hersteller, Systemintegratoren, Plattformbetreiber und Lösungsanbieter.

Seit September 2019 kooperiert Ulf Genzel Consulting nun mit der Contagi Group GmbH (eigene Schreibweise: contagi), einer inhabergeführten Unternehmensgruppe mit Tätigkeitsfeldern in Personalberatung, Interim-Management, Management- und Rechtsberatung. Auf dieser Basis will Ulf Genzel den Markt künftig noch effizienter bedienen. Sein Motto: »Die Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource eines Unternehmens und sollten entsprechend gefördert werden.«

Daniela Tebart-Schillinger ist Teil des neuen Teams.

Der erfahrene Personalfachmann Genzel erklärt: »Durch die Kooperation mit Contagi werden wir unseren Kunden effizientere, schnellere und noch qualifiziertere Unterstützung anbieten.« Zudem holte Genzel mit Daniela Tebart-Schillinger eine bekannte Expertin aus dem HR-Bereich ins Team.

Contagi wiederum sieht großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit Ulf Genzel Consulting, weil man die Kunden »nun auch in den Bereichen Medien-Produktion, -Distribution, -Contribution und Telekommunikation im In- und Ausland unterstützen könne«, so Dr. Marcus Wittner, geschäftsführender Gesellschafter der Contagi Group.

Im Gespräch mit Ulf Genzel

film-tv-video.de nahm die Veränderungen bei Ulf Genzel Consulting zum Anlass, um mit dem Personal-Experten über aktuelle Markttendenzen zu sprechen. Denn angesichts des fortschreitenden Technologiewandels durch IP-Technik und Cloud-Services verändern sich nicht nur einzelne Technikaspekte, sondern ganze Geschäftsfelder und Businessmodelle. »Es gibt dadurch auch deutliche Veränderungen beim Personalbedarf«, sagt Ulf Genzel. Demnach sind zunehmend Consultants und Lösungsexperten gesucht, die umfassende Kenntnisse in Spezialgebieten haben. Im Gespräch ging er auf diese und weitere Aspekte des Marktes ein.

Welche Auswirkungen haben die aktuellen Marktveränderungen auf das klassische Broadcast-Geschäft?

Ulf Genzel: Broadcast wird immer mehr zu Contribution und Distribution. Unsere Kunden rüsten sich spürbar für die Zukunft: Abbau der klassischen TV-Bereiche – Aufbau von Plattformen, Mediatheken und Streaming-Diensten zur Monetarisierung von Content stehen hier im Fokus. Im Wettbewerb tauchen »Global Player« auf, die mit ganz anderen — auch internationalen — Anforderungen und größeren Budgets operieren.

Die Digitalisierung, IP-Technik und Cloud-Services sorgen auch und gerade im Personalbereich für neue Anforderungen. Wie sehen diese in Ihrer Wahrnehmung aus?

Ulf Genzel, Porträt
Ulf Genzel sieht seit einiger Zeit einen »Bewerber-Markt«.

Ulf Genzel: Wir besetzen viele Positionen für Systemintegratoren, Beratungshäuser, Hersteller und Plattform-Betreiber. Etwa Presales- und Business-Consultants, Lösungsarchitekten für Cloud-Angebote oder aktuell auch eine sehr interessante Position als Customer Success Manager für Cloud-Lösungen eines großen US-amerikanischen Herstellers.

Es zeigt sich eine geänderte Sicht auf den Markt und daraus resultierend auch eine andere Herangehensweise: Es gibt weniger fertige Produkte im Sinne von Box-Business – sondern immer mehr »produktifizierte« Lösungen, die aber in einem gewissen Maße an kundenspezifische Anforderungen angepasst werden können. Die meisten unserer Auftraggeber haben verstanden, dass ein Kunde an die Hand genommen werden möchte. Und dies bringt natürlich auch Vorteile in Bezug auf ein nachhaltiges Key Account Management für den jeweiligen Anbieter.

Stichwort Change Management: Braucht die Broadcast-Branche heute andere Mitarbeiter als früher?

Ulf Genzel: Ja – die Rollen ändern sich signifikant. Gerade im Bereich Consulting spüren wir einen gesteigerten Bedarf an Fachkräften, die komplette Veränderungsprozesse begleiten können. Der Einzug agiler Methoden spielt dabei auch eine große Rolle. Vor einigen Jahren noch wäre ein Scrum Master in einem klassischen Medienbetrieb vermutlich nicht vorstellbar gewesen. 

Was müssen Unternehmen tun, um heute für eine erfolgreiche Personalgewinnung und -entwicklung im IT-Umfeld die Weichen zu stellen?

Ulf Genzel: Wir befinden uns seit einiger Zeit in einem Bewerber-Markt. Unsere Kandidatinnen und Kandidaten können oft unter verschiedenen Angeboten auswählen – und sind dabei zugleich deutlich wählerischer geworden. Unternehmen müssen sich immer häufiger im Markt aktiv und eigenständig um Fachkräfte »bewerben« und als attraktive Arbeitgeber positionieren. Da werden ganze Broschüren mit Benefits aufgelegt, eigene Talent-Acquisitioning-Leute eingestellt und HR-Manager auf Messen wie die IBC, die Angacom oder die NAB mitgenommen. Bei der Gewinnung von Fachkräften spielen neben interessanten und verantwortungsvollen Aufgaben auch die Arbeitsbedingungen eine immer größere Rolle. Nach unserer Beobachtung erfahren Begriffe wie Vertrauensarbeitszeit, mobiler Arbeitsplatz, Home Office oder auch eine erfolgsbezogene Bezahlung eine immer größere Bedeutung.

Ulf Genzel, Contagi, Logo
Ulf Genzel und Contagi kooperieren.

Zusätzlich gibt es sicherlich auch Gründe dafür, warum wir uns als Personalberatung im Bereich Medien und IT über eine sehr positive Geschäftsentwicklung freuen können: Wir sind ja gewissermaßen der »Turbo«, wenn es darum geht, nicht zu warten, bis sich eine Fachkraft auf eine ausgeschriebene Stelle bewirbt. Wir kehren die Situation vielmehr um und sprechen die richtigen Menschen unmittelbar an, um sie von der Attraktivität einer Position und von unserem Kunden als potenziellem Arbeitgeber zu überzeugen. Wir begleiten dann als Personalberatung auch den gesamten Einstellungsprozess und stellen sicher, dass unsere Kunden auch tatsächlich die richtigen Talente an Bord bekommen.

Wie haben sich Anforderungen an die Skills der Mitarbeiter verändert und was müssen Mitarbeiter tun, um auch in einem veränderten Marktumfeld zu bestehen?

Ulf Genzel: Wir sehen eine breite Verlagerung der Skills in Richtung IT: Ein Lösungsarchitekt muss sich heute viel mehr mit Netzwerk-Technik, verschiedenen Topologien und vielleicht auch mit Projektmethoden auskennen, als die Spezifikationen bestimmter Kameratypen oder Videoserver exakt zu kennen. Die Akzeptanz dieser Veränderung und stetige Weiterbildung in Richtung IT sind hier aus meiner Sicht sehr wichtige Faktoren auf dem Weg in dieses veränderte Marktumfeld.

Ulf Genzel, Porträt
Mitarbeiter, so Ulf Genzel, sind die wichtigste Ressource eines Unternehmens.

In den Jahren 1999 bis 2007 habe ich als Trainingspartner der ARD.ZDF-Medienakademie Seminare mit dem Thema »Server-basierte Fernsehproduktion« begleitet. Wir haben in Nürnberg durch die Jahre beobachtet, dass dieses Thema zunächst mit sehr viel Skepsis – und zum Teil auch als Jobkiller wahrgenommen wurde. Das Interesse wuchs allerdings spürbar über die Zeit, und die Inhalte wurden immer mehr als notwendig verstanden. Solche Weiterbildungsmaßnahmen halte ich nach wie vor für sehr wichtig und möchte jedem Unternehmen in unserer Branche empfehlen, den Mitarbeitenden Seminare, Workshops, Roadshows und/oder Messebesuche mit entsprechendem Fachbezug zugänglich zu machen.

Gibt es einen Exodus und Braindrain von Leistungsträgern raus aus der Broadcast-Branche?

Ulf Genzel: Das würde ich so pauschal nicht sagen. Wir erleben, dass es durch den Einzug von IT und Digitalisierung immer mehr zu Vermischungen verschiedener Branchen kommt. So hat ein Automobilhersteller zum Beispiel ein großes Interesse daran, sein multimediales Archiv aktiver zu nutzen und in verschiedenen Formaten auf verschiedenen Wegen zu monetarisieren. Ein Cloud-Anbieter, der ursprünglich aus dem Broadcast-Bereich kam, erkennt hier natürlich auch einen Business Case und kann helfen.

Dabei kann es durchaus passieren, dass der frühere Video-Experte die Seiten wechselt. Umgekehrt kann es aber auch sein, dass der mit allen ITIL- und BPM-Wassern gewaschene Projektmanager des Automobilkonzerns den agiler und dynamischer aufgestellten Cloud-Anbieter als attraktiven Arbeitgeber wahrnimmt.