Praxistest: Ursa Mini Pro G2
Äußerlich ist die zweite Generation der Usa Mini Pro nicht vom Vorgänger zu unterscheiden. Sie bietet einen S35-4,6K-Sensor mit hoher Dynamik und kann mit 300 fps in »Windowed HD« und mit 120 fps in 4K aufzeichnen. film-tv-video.de hat die Kamera ausführlich ausprobiert.
Bei der Pocket 4K hat Blackmagic Design gezeigt, dass die Firma fähig ist, ihre Modelle so schnell weiterzuentwickeln, so dass man eigentlich schon von einem neuen Produkt sprechen kann. Die Ursa Mini Pro G2 ist da ein vergleichsweise kleiner Schritt, ein Update, das bei fast gleichem Preis und Design eine leicht verbesserte Funktionalität bietet. Dabei zielt Blackmagic Design mit der Kamera sowohl das EB-Umfeld für tagesaktuelle Berichterstattung und Dokumentarfilme als auch das szenische Gestalten für Werbung und Spielfilm an. Vergleicht man sie aber mit der Konkurrenz im Marktumfeld, ist sie definitiv nicht »mini« und auch nicht gerade leicht.
Die Entwicklung hin zur Ursa Mini Pro G2
Eine ernstzunehmende Kamera für EB ist die Ursa Mini erst mit der Integration von ND-Filtern in der Pro-Version geworden. Der optionale B4-Mount ermöglicht zudem den relativ preisgünstigen Einsatz von Broadcast-Zoomobjektiven, die für die notwendige Flexibilität vieler EB-Aufgaben nach wie vor unverzichtbar sind. Standardmäßig wird die Kamera mit einem EF-Mount ausgeliefert. Nikon-F-, B4- und PL-Mount sind optional verfügbar. Allerdings handelt es sich hier nicht um Adapter, sondern um fixe Mounts, die mit vier oder fünf Torx-Schrauben vor dem Sensor befestigt werden. Ein Wechsel während der Dreharbeiten gestaltet sich daher schwierig. Wer lediglich eine EB-Kamera mit nativem 2/3-Zoll-Sensor benötigt, der kann auch auf die sehr viel günstigere Ursa Broadcast zurückgreifen. Diese verfügt allerdings »nur« über einen 4K-Sensor in 2/3 Zoll, kann dafür aber aber auch mit einem B4-Objektiv in 4K aufnehmen.
Die wesentlichste Neuerung der Ursa Mini Pro G2 sind die neue Elektronik, die höhere Frameraten erlaubt, bessere Audiofähigkeiten und das eigene Raw-Format, das das bisherige Cinema-DNG-Format ersetzt. Andere Features wie das Menü und der Extended-Video-Modus, die schon in die Blackmagic Pocket 4K integriert wurden, sind jetzt auch dabei. Ebenso neu ist der USB-C-Port, über den direkt auf Festplatten aufgenommen werden kann. Es wird sicherlich etwas dauern, bis es hier Lösungen gibt, um diese Verbindung gegen versehentliches Entkoppeln zu sichern.
An der Ausstattung hat sich ansonsten wenig geändert. Der Haltegriff mit dem Auslegearm wird allerdings nicht mehr mit der Kamera mitgeliefert, er muss nun extra erworben werden. Mit Sucher, Schulterstütze, Griff, Akkuplatte und Akkus nähert man sich dann schon der 10.000-Euro-Grenze für ein praktikables Setup, ohne dass die Objektive eingerechnet sind. Der Body alleine wird für 6.435 Euro angeboten.
Ausstattung und Konzept
Für den Grundpreis bekommt man also zunächst nur den Body. Einige Ergänzungen sind unter regulären Einsatzbedingungen unabdingbar: Dazu gehört in den meisten Fällen der Sucher für 1.799 Euro, das Shoulder Kit für 445 Euro und eine Akkuplatte (V-Mount oder Anton-Bauer-Mount) für 105 Euro. Entsprechende Akkus in genügender Anzahl und Ladegerät kosten realistischerweise auch noch mal mindestens 1.000 Euro. Denn die Ursa Mini Pro G2 ist ein wahrer Stromfresser. So hielt der Anton Bauer Cine 90, ein 90-Wh-Akku, im Durchschnitt 130 bis 135 Minuten bei durchgehendem Betrieb mit circa 20 Minuten tatsächlicher Aufzeichnung in Raw. Zeitlupenaufnahmen verkürzen diese Aufnahmezeit allerdings erheblich unter die 2-Stunden-Marke.
Insgesamt ist Zubehör von Blackmagic Design eher preisgünstig in der Anschaffung, zumindest für den professionellen Videobereich. Ausgerechnet das Mini Mic Mount Kit ist aber mit 149 Euro relativ teuer. Der Handgriff mit Fernsteuerung für Start und Stopp der Aufnahme und Automatiktaste für Blende und Fokus ist mit 219 Euro zwar nicht so teuer, macht aber auch einen wenig stabilen Eindruck. Zudem ist der Auslagearm einfach zu kurz, um bequem damit arbeiten zu können; er ist nur für den gelegentlichen Einsatz von der Schulter geeignet. Hier gibt es von Drittanbietern bessere, aber auch sehr viel teurere Optionen. Gesteuert wird der Handgriff über ein LANC-Kabel mit einer 2,5mm-Klinkenstecker.
Ein interessantes neues Zubehör ist der SSD-Recorder, der zwischen Akkuplatte und Rückseite positioniert wird. Für 465 Euro kann damit auf handelsüblichen SSD-Festplatten aufgezeichnet werden, vorausgesetzt diese sind schnell genug. Hier finden sie eine Liste der SSDs, die BMD empfiehlt.
Der PL-Mount hat elektrische Kontakte für das Cooke-Protokoll und kostet 269 Euro. Der Nikon-F-Mount hat eine eigene mechanische Blendensteuerung, aber keine elektronischen Kontakte, und kostet 409 Euro. Mit 425 Euro ist der optionale B4-Mount für den Einsatz klassischer 2/3-Zoll-Broadcast-Objektiv eine vergleichsweise günstige Option, da das eingebaute optische Element das Bild auf den HD-Windowed-Bereich um 1,1 vergrößert und die chromatische Aberration der auf Prisma abgestimmten Objektive reduziert.
Die Ursa Mini Pro G2 bietet auch gleich eine passende 12-polige Broadcast-Buchse für den Anschluss der B4-Objektive, um diese zu steuern und mit Strom zu versorgen. Sie wird auch erkannt und die entsprechenden Daten werden in die Metadaten übernommen. Zwar steht so nicht die volle Auflösung zur Verfügung, aber der Lichtverlust ist fast zu vernachlässigen – ein Problem, mit dem viele andere Adapter zu kämpfen haben, die das Bild um den Faktor 2,6 auf Super-35 vergrößern und dabei gleich zweieinhalb Blenden schlucken oder auf den eingebauten Doppler des Objektivs zurückgreifen müssen.
Seite 1: Eckdaten, Ausstattung, Konzept
Seite 2: Sensor, Auflösung, Formate // HFR Clips
Seite 3: Ergonomie und Bedienung
Seite 4: Menü, Belichtung, Mounts
Seite 5: Bildqualität, Ton, Fazit
Keinen Test mehr verpassen? Einfach hier den Newsletter abonnieren.