Podiumsdiskussion: Was passiert durch den Serien-Hype?
Beim Filmfest München veranstaltete Arri Media eine Podiumsdiskussion in der Blackbox zum Thema Serien-Hype.
Bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Filmfests München 2019 lud Arri Media namhafte Vertreterinnen und Vertreter ganz unterschiedlicher Bereiche ein, das Thema Serien-Hype zu erörtern. Mit welchen Herausforderungen sind Produzenten, Dienstleister und Kreative beim Thema Serien-Hype konfrontiert?
Als Setting dieses Themenbereichs erklärte Arri Media: »Serien wie »Game of Thrones«, »Dark« oder »Mad Men« haben die Filmproduktionslandschaft drastisch verändert. Inzwischen produzieren alle alles — und das am laufenden Band. Der Serien-Hype setzt die Branche unter Druck, bietet aber auch Chancen. Dabei beeinflussen Trends wie Binge-Watching oder kürzere Episoden die Sehgewohnheiten der Zuschauer – und damit die Arbeit der Filmschaffenden.«
Auf der Bühne diskutierten darüber:
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- Gabriele Pfennigsdorf, Stellvertretende Geschäftsführerin / Förderreferentin TV, FilmFernsehFonds Bayern
- Corinna Mehner, Geschäftsführende Gesellschafterin / Produzentin Blue Eyes Fiction
- Jana Burbach, Drehbuchautorin / Teil des Writers Rooms von »Bad Banks«
- Robert Marciniak, Geschäftsführer / Produzent Lieblingsfilm
- Sven Nuri, Post Production Supervisor (u. a.: »Dark« und »Ballon«)
- Josef Reidinger, Geschäftsführer / Produzent Arri Media
Dr. Michael Neubauer, Geschäftsführer Berufsverband Kinematografie (BVK), moderierte die Podiumsdiskussion. Er merkte an, dass die Branche aktuell brumme und sich neue Chance für junge Leute böten, allerdings für bestimmte Berufe und Gewerke zu wenig Ausbildungsmöglichkeiten herrschten. Seine Frage, ob man in Zeiten hoher Auslastung nicht auch die Preise anheben könne, blieb weitgehend unbeantwortet.
Der Erfolg von Serien führe bei den etablierten TV-Sendern zu Veränderungen, findet Jana Burbach, die auf »Bad Banks« verweist. Ob sich dadurch auch Verkrustungen lösten, wie Moderator Michael Neubauer fragte, wollte sie nicht bestätigen. In den Beschlussetagen sei man aber definitiv offener für Neues und auch für andere Distributionsformen, etwa über die Mediathek.
Hohe Qualitätsstandards erforderten entsprechende Investitionen, findet Corinna Mehner und ist sich sicher, dass die Öffentlich-Rechtlichen letztlich auch mehr Budget brauchen, wenn sie die Qualität hoch halten sollen. Es reiche nicht, wenn sich nur die Produzenten veränderten, auch der ÖR sei gefordert.
Gabriele Pfennigsdorf betonte ebenfalls, dass Qualität nun mal was koste, und kündigte in diesem Zusammenhang an, dass es Drehbuchförderung künftig nicht nur für Filme, sondern auch für Serien gebe.
Dass es bei den Streaming-Anbietern noch keine Transparenz der Quoten gibt, bemängelte das Podium. Corinna Mehner glaubt, dass sich die Risikobereitschaft, die den Streaming-Produzenten aktuell bei ihren Produktionen noch attestiert wird, wohl mit zunehmender Erfahrung ändern werde.
Josef Reidinger von Arri findet, dass die Balance aus Film- und Serienproduktion verloren gegangen sei. Es würden weniger Kinofilme produziert, weil Serien so erfolgreich seien. Natürlich sei es auch viel schwieriger, Spielfilme zu planen und gute Bücher dafür zu finden, schränkt er ein. Wie die anderen auf dem Podium auch, wünscht er sich, dass das Kino als Ort für gute Geschichte und soziales Miteinander erhalten bleiben. Corinna Mehner und Robert Marciniak sind zuversichtlich, dass gute Geschichten auch künftig bestehen werden.
Jana Burbach sieht in der Stoffentwicklung im Writers‘ Room die Chance, dass sich Stärken und Schwächen des Einzelnen beim Schreiben im Team sehr gut ausgleichen lassen. Robert Marciniak pflichtet ihr bei und glaubt, dass jüngere Leute nach seiner Erfahrung mit diesem Setup sehr gut klarkommen.
Sven Nuri, Post Production Supervisor, freut sich angesichts des Erfolges vieler Serien über die Chancen, die sich daraus für die Post ergeben, und wünscht sich weiterhin viel Erfolg für dieses Genre.
Hier können Sie die Podiumsdiskussion im Video nachverfolgen: