Preis, Veranstaltung: 08.07.2019

Preisträger des 37. Filmfests München

Zahlreiche Preise wurden beim Filmfest München 2019 verliehen, darunter auch neue Preise wie der CineCoPro Award.

Preisverleihung des 37. Filmfests München, © Filmfest München/Kurt Krieger
Festivalleiterin Diana Iljine und Moderator Michael Stadler bei der Preisverleihung des 37. Filmfests München im Gasteig.

Mit einer feierlichen Preisverleihung ging das 37. Internationale Filmfest München am Samstag, den 6. Juli 2019 zu Ende. »Bacurau« von Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles wurde mit dem Arri/Osram Award im CineMasters Wettbewerb ausgezeichnet, Melina Leóns »Canción sin nombre« erhielt den CineVision Award für den besten Nachwuchsfilm.

Florian Borchmeyer, Melina Leon, Award Ceremony, 37. Filmfest München, © Filmfest München/Kurt Krieger
Zum Niederknien: Die Gewinnerin des CineVision-Awards Melina León wurde für »Cancion sin nombre« ausgezeichnet — bejubelt vom glücklichen Programmer Florian Borchmeyer.

Nachdem am Freitag bereits die brasilianisch-deutsche Koproduktion »A Vida Invisível De Eurídice Gusmão« den neu geschaffenen CineCoPro Award gewonnen hatte, war das lateinamerikanische Kino auch bei den anderen Wettbewerben äußerst stark vertreten. Filmfest-Programmer Florian Borchmeyer zeigte sich hocherfreut angesichts dieser Entwicklung: »Dass drei Filme aus Südamerika durch voneinander unabhängige Jurys mit den drei internationalen Hauptpreisen des Filmfest München ausgezeichnet werden, ist ein eindrucksvolles Signal für den Aufstieg des lateinamerikanischen Kinos, das sich in seiner künstlerischen Komplexität und politischen Scharfsicht immer mehr an die Spitze des Weltkinos spielt. Besonders glücklich bin ich darüber, dass gleich zwei Filme aus Brasilien prämiert wurden. Gerade in der derzeitigen politischen Konjunktur dieses Landes, dessen Regierung systematisch jede Diversität und Meinungsvielfalt verfolgt und zu diesem Zweck insbesondere der Kultur den Krieg erklärt hat,  sind diese Preise ein Symbol für die Lebendigkeit der Filmkunst und für ihre Fähigkeit zum künstlerischen Widerstand gegen staatliche Willkür und rechtsextremen Autoritarismus.«

Filmfset München 2019, Preise
Zum Abschluss des Filmfests München 2019 wurden zahlreiche Preise verliehen.

Zum Abschluss des Filmfests wurde nach der Preisverleihung Nisha Ganatras Komödie »Late Night – Die Show ihres Lebens« mit Emma Thompson und Mindy Kaling in den Hauptrollen als Deutschlandpremiere im ausverkauften Carl-Orff-Saal gezeigt.

 Emilie Lesclaux, Michael Klopp, Dr. Jörg Pohlmann, Juliano Dornelles, Michael Stadler, Samuel Finzi, Susan Senk, Emily Atef, Award Ceremony, 37. Filmfest München, © Filmfest München/Kurt Krieger
Award Ceremony Die Produzentin Emilie Lesclaux, Preisstifter Michael Klopp (Osram) und Dr. Jörg Pohlman (Arri) (links). Ausgezeichnet wurde der Regisseur Juliano Dornelles für »Bacurau«. Rechts: die CineMasters-Jury Samuel Finzi, Susan Senk und Emily Atef.
Arri/Osram Award

Als bester internationaler Film wurde der Film »Bacurau« von Kleber Mendonça Filho und Juliano Dornelles mit dem Arri/Osram Award ausgezeichnet. »Der Film hat uns förmlich umgehauen. Die Handlung ist in einer Zukunft angesiedelt, die beunruhigend nah erscheint. Was auf den ersten Blick wie die simple Geschichte eines Dorfes erscheint, das sich gegen eine mörderische Bande von Rassisten zur Wehr setzt, entwickelt sich bald zu einer vielschichtigen, poetischen Allegorie auf das aktuelle Weltgeschehen. Die Filmemacher kombinieren gekonnt Elemente aus dem Magischen Realismus und dem Western, aber auch Anleihen aus den Genres Fantasy, Horror und Trash. Dieser Film zeigt eindringlich, dass es Hoffnung nur auf der Basis von Solidarität und Mitgefühl geben kann«, so die Jurybegründung.

Mads Brüggers investigativer Dokumentarfilm »Cold Case Hammarskjöld« erhielt von der Jury eine lobende Erwähnung.

Die Jury des Arri/Osram Awards bildeten in diesem Jahr Susan Senk, die Gründerin von »Susan Senk Public Relations und Marketing«, der bulgarisch-deutsche Schauspieler Samuel Finzi und die Regisseurin Emily Atef. Im Wettbewerb um den Arri/Osram Award für den besten internationalen Film in der Reihe CineMasters standen die neuesten Filme von zehn namhaften Regisseuren und Regisseurinnen. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wird von den Münchner Unternehmen Arri und Osram gestiftet.

Smriti Kiran, Ursina Lardi, Saskia Rosendahl, Award Ceremony, 37. Filmfest München, © Filmfest München/Kurt Krieger
Die CineVision-Jury: Smriti Kiran, Ursina Lardi und Saskia Rosendahl sind gute Freundinnen geworden.
CineVision Award

Mit dem CineVision Award für den besten internationalen Nachwuchsfilm wurde »Canción sin nombre« von Melina León ausgezeichnet. Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: „Die verzweifelte Stimme der Protagonistin Georgina Condori hallt durch die Büroräume einer Zeitungsredaktion. Eine Stimme, die es nicht gewohnt ist, sich zu erheben, eine Stimme, die gehört werden muss. Mit einer berückend elaborierten Bildsprache und mit Empathie und Respekt für die indigenen Gemeinschaften ihres Landes verleihen Regisseurin Melina Leòn und ihre verstörend intensive Hauptdarstellerin Pamela Mendoza Arpi ihr diese Stimme. »Canción sin nombre« erzählt ein Stück Zeitgeschichte, doch die Themen, die darin so gekonnt miteinander verwoben werden, haben nicht an Relevanz verloren. Wir gratulieren Melina Leòn zu ihrer Leistung und freuen uns darauf, mehr von ihr zu hören. Wir werden zuhören.«

Der CineVision Award im Wert von 15.000 Euro wird von der MPLC Deutschland GmbH (Motion Picture Licensing Company) gestiftet. Im Wettbewerb in der Reihe CineVision standen zehn Erstlings- und zweite Filme internationaler Regietalente, die mit ihrer Filmsprache neue Wege beschreiten. Die Preisjuroren waren in diesem Jahr Schauspielerin Ursina Lardi, die künstlerische Leiterin des Mumbai Film Festival, Smriti Kiran, und die Schauspielerin Saskia Rosendahl.

Giulia Dobre, Greg De Cuir, Yael Shuv, Michael Stadle, Award Ceremony, 37. Filmfest München, © Filmfest München/Kurt Krieger
Die Fipresci-Jury verleiht den Kritikerpreis an einen deutschen Film: Die Jurymitglieder Giulia Dobre, Greg De Cuir und Yael Shuv geben ihren Gewinner bekannt.
Fipresci-Preis

»Lara« von Jan-Ole Gerster gewann den Fipresci-Preis 2019. Die Jury des internationalen Kritikerverbandes bildeten in diesem Jahr die Israelin Yael Shuv, der US-Amerikaner Greg de Cuir Jr. und die Rumänin Giulia Dobre. Sie begründeten ihre Entscheidung wie folgt: »Die von der großen Corinna Harfouch zum Leben erweckte Lara ist eine herausfordernde und komplexe Figur, die im Zentrum eines vortrefflich ausgearbeiteten und prägnanten Drehbuchs steht. Jan-Ole Gersters ausgefeilte Regie zeichnet sich durch Raffinesse und Witz aus. ‚Lara‘ ist ein brillantes filmisches Portrait, das die Konsequenzen von voreingenommen Eltern und das Potenzial von Kunst als Mittel zur Versöhnung zeigt.«

Claudia Oettrich, Stefan Maier, Bernhard Blöchl, Award Ceremony, 37. Filmfest München, © Filmfest München/Kurt Krieger
»For Sama« erhält den Bayern-2- und SZ-Publikumspreis: Claudia Oettrich nimmt den Preis von Stefan Maier (Bayern 2) und Bernhard Blöchl (SZ) entgegen.
Publikumspreise

Am letzten Festivaltag wurden auch die Publikumspreise des Festivals vergeben. Der Bayern 2 und SZ Publikumspreis ging an den Film »For Sama« von Waad Al Kateab und Edward Watts.

Den Kinderfilmfest-Publikumspreis bekam dieses Jahr »Lotte und die verschwundenen Drachen« von Janno Põldma und Heiki Ernits. Der Preis ist mit einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert und wird von SZ Familie gestiftet.

Juan Cáceres, One Future, © Filmfest München / Ronny Heine
Dr. Peter Marinkovic gratuliert dem Preisträger Juan Cáceres.
One-Future-Preis

Der One-Future-Preis, verliehen von der Interfilm-Akademie, ging in diesem Jahr an den chilenischen Film „Perro Bomba“ von Juan Cáceres. Der Film thematisiert einen brisanten Aspekt der jüngsten Geschichte Chiles.

Virtual Worlds

Die Preisträger des Wettbewerbs im Rahmen der VR-Ausstellung »Virtual Worlds« wurden bereits am Donnerstag bekanntgegeben: Die Jury aus Myriam Achard, Chloé Jarry und Colum Slevin kürte den 360-Grad-Film »Accused #2: Walter Sisulu« von Nicolas Champeaux und Gilles Porte zur besten linearen Experience. Gleich zwei Preise gingen an »A Fisherman’s Tale« von Balthazar Auxietre und Alexis Moroz als beste interaktive Experience und als allgemein die beste immersive Arbeit.

Förderpreis Neues Deutsches Kino

Am Freitag wurden außerdem deutsche Nachwuchstalente mit dem begehrten Förderpreis Neues Deutsches Kino ausgezeichnet. Die Jury – bestehend aus Melika Foroutan, Claudia Steffen und Alfred Holighaus – ehrte Jan-Ole Gerster mit dem Preis für die Beste Regie für seinen Film »Lara«. Martin Lischke (»Leif in Concert«) erhielt den Produzentenpreis. Gleich zwei Preise gingen an Beteiligte von »Es gilt das gesprochene Wort«: Nils Mohl und Ilker Çatak wurden für das Beste Drehbuch ausgezeichnet, der Preis für das Beste Schauspiel ging an Oğulcan Arman Uslu.

Jan-Ole Gerster wurde für seinen Film »Lara« mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.
CineCoPro Award 2019

Der mit 100.000 Euro dotierte CineCoPro Award 2019 geht an die brasilianisch-deutsche Koproduktion »A vida invisível de Eurídice Gusmão« von Karim Aïnouz, koproduziert von Viola Fügen und Michael Weber (Pola Pandora Filmproduktion).

Die brasilianisch-deutsche Koproduktion »A Vida Invisível De Eurídice Gusmão« gewann den neu geschaffenen CineCoPro Award 2019 in Höhe von 100.000 Euro.

Das Filmfest München hat in diesem Jahr erstmals den mit 100.000 Euro dotierten CineCoPro Award verliehen. In der neuen Programmsektion waren neun Filme vertreten, deutsche Koproduktionen mit Bangladesch, Brasilien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien und zahlreichen weiteren Ländern.

Die international besetzte dreiköpfige Jury, bestehend aus den Produzenten Regina Ziegler, Bero Beyer und Dietmar Güntsche, hat über den Gewinnerfilm entschieden. Der CineCoPro Award 2019 geht an die brasilianisch-deutsche Koproduktion »A vida invisível de Eurídice Gusmão« von Karim Aïnouz, koproduziert von Viola Fügen und Michael Weber (Pola Pandora Filmproduktion).

Regisseur Karim Aïnouz betont die Bedeutung des CineCoPro Awards für ihn: »Ich lebe nun schon seit einigen Jahren in Deutschland und dieser Preis ist in erster Linie eine Würdigung der langjährigen, herzlichen und tiefgehenden Zusammenarbeit mit Viola Fügen und Michael Weber, mit Pola Pandora und The Match Factory. Es ist ein Preis, der die kulturelle und wirtschaftliche Partnerschaft Deutschlands mit der ganzen Welt hervorhebt, in unserem Fall zwischen Deutschland und Brasilien. Einerseits bezeugt dieser Preis die Stärke, Lebendigkeit und Universalität des aktuellen brasilianischen Kinos, gerade zu einer Zeit, in der bedeutende Instrumente zur Unterstützung der Filmproduktion in Gefahr sind. Unser Film ist ein Ergebnis dieser bedenklichen Zustände. Andererseits hebt dieser Preis hervor, dass das deutsche Kino immer internationaler wird – Deutschland wird gerade zu einer zentralen Drehscheibe globaler Filmproduktion.«

Die Jury begründet ihre Entscheidung wie folgt: »Der CineCoPro Award 2019 geht an eine Koproduktion, die ein bekanntes Genre wirksam einsetzt und die auf herausragender Kameraarbeit und ansprechenden schauspielerischen Leistungen aufbaut. Eine emotionale Geschichte, die weitgehend in der Vergangenheit spielt und die es auf eine wunderbare Art und Weise schafft, das Echo der Geschichte im heutigen politischen Klima widerhallen zu lassen, indem sie die Position der Frau in der brasilianischen Gesellschaft beleuchtet.«

Bayerns Sozialministerin Kerstin Schreyer, die den CineCoPro Award stellvertretend für Digitalministerin Judith Gerlach überreichte, betonte: »Wir wollen internationale Spitzenprojekte für Bayern gewinnen und hier feiern. Ich freue mich deshalb sehr, heute zum ersten Mal den neuen vom Digitalministerium geförderten Preis überreichen zu dürfen. Er ist mit 100.000 Euro der höchstdotierte Preis für deutsche Koproduzenten überhaupt und gibt den Gewinnern neuen Spielraum für künftige Filmprojekte.«

Bildrechte
Filmfest München/Kurt Krieger, Filmfest München/Ronny Heine, Filmfest München, Studiocanal / Frederic Batier

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