KST Moschkau: Ganz vorne dabei
Das Systemhaus KST Moschkau im rheinischen Düren nahm in diesem Jahr sein neues Innovation Center in Betrieb. film-tv-video.de war vor Ort und hat sich über das Projekt informiert.
In drei Studios mit angebundener Regie können Kunden wie auch Hersteller im Innovation Center bei KST Moschkau Equipment testen und das Zusammenspiel mit anderen Produkten ausprobieren.
Die Idee
Testlabore und -studios, die zeigen wollen, wie verschiedene Technologien zusammenspielen, gibt es einige. Die meisten beschränken sich jedoch darauf, Produkte einzubinden, die entweder von einem Hersteller stammen oder auf dessen Produktlinien abgestimmt sind. Wenn es hingegen darum geht, Produkte und Technologien unterschiedlicher Hersteller zu testen, wird es eng.
Dann muss man sich als Kunde, aber auch als Systemintegrator mehr oder weniger auf die Angaben der Hersteller verlassen, findet Axel Moschkau, Geschäftsführer von KST Moschkau. Als sich sein Unternehmen intensiver mit neuen Technologien wie etwa Virtual Reality oder Automation zu beschäftigten begann, habe sich diese Einschätzung bestätigt, sagt Moschkau. Grund genug für ihn und sein Team, eine bessere Lösung zu finden.
Axel Moschkau erläutert: »Wir hatten jahrelang das Problem, dass wir – wie andere Systemhäuser auch – letztlich immer nur einen begrenzten Ausschnitt verfügbarer Technologien zeigen konnten. Verzahnungen mit anderen Systemen oder gar Workflows blieben dabei außen vor. Das wollten wir ändern, und so entstand die Idee, ein komplett neues Studio samt Regie zu bauen.« Der neue Komplex war zunächst nur gedacht, um den Kunden von KST Moschkau komplexe Workflows besser verdeutlichen zu können, auch als Ergänzung für die bereits 2011 gegründete KST-Academy erschient es ideal. »Aber wie das häufig so ist, entwickelte sich die Idee immer weiter, bis wir schließlich so weit waren, dass wir ein über 400m² großes, neues Gebäude planten.«
Das gestaltete sich als größerer Kraftakt, »denn auf dem Firmengelände verfügten wir nur über begrenzte bebaubare Ressourcen, sodass wir uns letztendlich dazu entschieden, das geplante Innovation Center quasi schwebend über unseren Lager- und Produktionshallen zu bauen.« Um das umsetzen zu können, mussten wir eine, statisch vom Bestandsbau entkoppelte, freitragende Bodenplatte der Größe von 20 x 20 m knapp acht Meter über Bodenniveau bauen. Diese wurde wie eine Brücke über die Produktionshallen gespannt, um dann darauf das eigentliche Innovation Center zu errichten, berichtet Axel Moschkau.
Bauliche Herausforderungen
Während der Planungsphase des neuen Gebäudes wurde das Gelände, auf dem gebaut werden sollte, von Erdbebenstufe 2 auf Stufe 3 hochgestuft. »In der Praxis bedeutete dies, dass wir einen sehr hohen statischen Aufwand in der Planung treiben mussten – deutlich mehr, als ursprünglich gedacht. »Aber letztlich haben wir uns dann durchgebissen und das Gebäude gebaut, auch wenn der Aufwand sich speziell im Bereich der Betonbau- und Fundaments-Arbeiten mehr als verdoppelt hat«, bilanziert Axel Moschkau. Was dann im neuen Bereich entstand, ist aus seiner Sicht letztlich der Idealfall: vergleichbar mit einem Projekt auf der grünen Wiese. »Für uns war es ein sehr lehrreicher Prozess, das komplette Innovation Center von A bis Z, von der Planung der Architektur bis hin zur Inbetriebnahme der Studiokomponenten umzusetzen.«
Lohnt es sich überhaupt, diesen hohen planerischen wie auch finanziellen Aufwand zu treiben? »Diese Frage habe ich schon sehr oft gehört«, entgegnet Axel Moschkau. Aber nach seiner Einschätzung gibt es zumindest in Europa kein vergleichbares Projekt, und für KST Moschkau sei durch das Innovation Center durchaus ein großer Mehrwert entstanden.
Im Grunde habe man den Bedarf für eine Einrichtung wie diese schon vor einigen Jahren bei einem Partnerworkshop (film-tv-video.de hatte darüber berichtet) formuliert, so Moschkau. Damals hätten nicht nur andere Systemhäuser und deren Kunden, sondern auch Hersteller geäußert, dass eine Einrichtung wie das Innovation Center, also eine übergreifende Testplattform, sehr hilfreich sein könnte.
Dass sich ein Innovation Center wie das von KST Moschkau in Bezug auf die eingebauten Geräte und Systeme permanent verändern soll und muss, ist für Axel Moschkau selbstverständlich. »Das liegt in der Natur der Sache, wenngleich wir als KST Moschkau natürlich nur bei entsprechenden Projekten diesen Aufwand auch tatsächlich treiben können«. Weiter könne man sich auch nicht nur auf einen Hersteller konzentrieren. »Im Bereich VR haben wir beispielsweise den kompletten Avid-Workflow implementiert, aber auch den von Zero Density«, erläutert er und ergänzt: »Wenn es ein Projekt erfordern würde, eine drittes virtuelles System zu integrieren, dann würden wir auch das tun«.
Transparenz und Partnerschaft
Für die Hersteller war es ein Lernprozess, damit umzugehen, dass KST Moschkau im Innovation Center ganz unterschiedliche Marken integriert hat. »Wir haben von Anfang an mit offenen Karten gespielt und jedem Partner erklärt, dass wir den Herstellern hier die Chance bieten, sich zu positionieren. Das bedeutet aber auch, dass sie sich dem Wettbewerb stellen müssen«, erklärt Moschkau. Die Hersteller hätten dies zunächst skeptisch verfolgt, aber über die Zeit betrachtet habe sich daraus für das Innovation Center auch eine neue Aufgabe ergeben, und zwar als Forschungsplattform für die Hersteller. »Wir haben mittlerweile sehr oft Engineering-Teams der Hersteller hier, die ihre Produkte bei uns in einem funktionalen Umfeld testen« sagt Moschkau und ergänzt: »Diesen Synergieeffekt hatten wir gar nicht geplant. Mittlerweile nutzen sogar Kollegen von uns das Innovation Center, wenn sie ihren Kunden etwas zeigen möchten, denn man kann das Innovation Center auch mieten.«
Von seinem 25-köpfigen Mitarbeiterteam sind mittlerweile 4-5 schwerpunktmäßig im Innovation Center tätig, sodass nicht nur Technik, sondern auch hoch spezialisiertes Personal für Hersteller oder Partner zur Verfügung stehen kann.
Auf die Frage, wo Partnerschaft aufhört und Konkurrenz beginnt, antwortet Moschkau, dass sein Unternehmen für Fairness bekannt sei – und diese auch oberste Maxime bei der Vermarktung des Innovation Center sei. »Gegen unsere Kunden im Innovation Center treten wir beim jeweiligen Projekt natürlich nicht an, gleichgültig, ob sie nun Hersteller oder deren Partner sind«, betont Moschkau – wohl wissend, dass es bei Konkurrenten natürlich dennoch Vorbehalte gibt und geben dürfte.
Weitere Pläne
Axel Moschkau ist ein umtriebiger Macher. Deshalb verwundert es kaum, dass er das Innovation Center in einem langfristigen Wachstums- und Veränderungsprozess sieht. Von den geplanten 100% Integrationstiefe habe man aktuell vielleicht 65% erreicht, so Moschkau. Wie sich das Innovation Center weiter entwickle, hänge primär von den Projekten ab, die man in den kommenden Monaten realisieren dürfe. »Natürlich gibt es auch Grenzen, seien sie baulicher, finanzieller oder kapazitativer Art« sagt Moschkau. »Aber aktuell befinden wir uns noch in der Umsetzungsphase, und die ist definitiv noch nicht abgeschlossen.«
Testfelder und Lösungen
In dieser Phase investiert KST Moschkau auch viel in eigene Tests und Recherchen. »Jüngst haben wir uns intensiv mit dem Thema Licht für die Virtualität beschäftigt. Dafür haben wir Dutzende Lampen und Systeme ausprobiert und auch unser virtuelles Studio mit unterschiedlichsten Grüntönen in diversen Ausführungen gestrichen.« Die Mühe habe sich gelohnt, sagt Moschkau: Dank der ausgiebigen Tests sei man bei KST Moschkau zum Schluss gekommen, dass sich die Licht-Investitionen bei einem virtuellen Studio auf 20% dessen reduzieren lassen, was normalerweise angenommen wird.
»An anderer Stelle haben wir herausgefunden, dass bestimmte Kameras für den Einsatz in virtuellen Studios denkbar ungeeignet sind, während andere sich als völlig unproblematisch erweisen. Auch das ist eine Erkenntnis, die man erst dann gewinnt, wenn man es tatsächlich austestet«, findet Moschkau und ergänzt, dass solche Erkenntnisse für die Hersteller von unschätzbarem Wert seien.
Nachhaltigkeit und Energiebewusstsein
Die Moschkaus haben bereits in den vergangen Jahren weitere Unternehmen gegründet, beispielsweise einen angeschlossenen Garni-Hotelbetrieb für die Unterbringung der KST-Gäste, aber auch eines, das unter anderem die umweltfreundliche Energieversorgung der Moschkau-Unternehmen gewährleistet. »Dabei nutzen wir durchgehend regenerative Quellen«, erläutert Axel Moschkau, »und achten darauf, dass wir ganz generell in der gesamten Planung energiebewusst arbeiten.«
So wird der nicht unerhebliche Strom-Bedarf bis auf wenige Spitzen über die umfangreichen, auf jedem Dach der Unternehmensgruppe montierten PV-Anlagen in Kombination mit BHKWs erzeugt. Der Überschuss wird primär in 150kWh Akkupacks gespeichert und steht dann in den Nachtstunden zur Verfügung.
Als ein weiteres Beispiel führt er an, dass etwa die Wärme im Serverraum nicht, wie normalerweise üblich, von Klimaanlagen aufwändig vernichtet werde, sondern durch eine ausgetüftelte Wärme-Rückgewinnung abgezogen werde und so zur Temperierung des kompletten Innovation Center diene. »Das funktioniert so gut, dass es im Winter günstiger für uns ist, das Innovation Center auch dann durchgehend zu beheizen, wenn es nicht in Nutzung ist. Führen wir die Wärme des Serverraums und anderer Technikbereiche nicht sinnvoll ab, müssen wir diese konventionell energieintensiv abbauen, also mit Klimaanlagen vernichten.«
Auch hier wird der Überschuss sinnvoll genutzt, er wird dem Warmwasser-Kreislauf der Unternehmen zugeführt, wo er dann etwa zum Erwärmen des Duschwassers im Hotel dient. Kurzum: Nachhaltigkeit spielte im gesamten Planungsprozess des Unternehmens eine wichtige Rolle – und zahlt sich für KST Moschkau auch aus.
Seite 1: Innovation Center bei KST Moschkau – die Idee
Seite 2: Regie
Seite 3: Automation mit CamBot
Seite 4: Studios
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