Jim Knopf gewinnt doppelt beim Animago 2018
Beste Kinoproduktion und Beste Visual Effects – gleich in zwei Kategorien siegte »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, der Kino-Animationshit des Jahres, beim diesjährigen Animago-Wettbewerb. Die weiteren Nominierungen in er VFX- und der VR-Kategorie zeigen, dass die deutschen Digitalspezialisten nicht nur mit dem mithalten können, was aus den USA herüberschwappt. Oft genug sitzen sie mit im Effekt-Boot und tragen zu den US-Kassenerfolgen bei.
Bemerkenswert: Die visuellen Effekte für die Adaption des Michael Ende-Klassikers verantwortet die gesamte Spitzenklasse der deutschen VFX-Branche arbeitsteilig. Chimney, Mackevision, Rise VFX, Scanline und Trixter machten die Geschichte fürs Kino lebendig, die in den 70er Jahren als Marionetten-Serie der Augsburger Puppenkiste zur Kinderfernsehzeit ein Straßenfeger war. Der gemeinsame Making-of-Trailer der VFX-Firmen verdeutlicht nicht nur Insidern, wieviel Arbeit und Können notwendig war, um die hohe Qualität des Ergebnisses zu erreichen.
Hohes Risiko trotz (oder wegen?) Hollywood-Jobs
VFX werden für die Überzeugungskraft der Filmwelten des 21. Jahrhunderts immer wichtiger – vor allem (aber nicht nur) wegen der aktuellen Fantasy-Welle. Da ist es erfreulich, dass künstlerische Kraft und technisches Knowhow deutscher Unternehmen mit der internationalen Spitze konkurrieren können und gefragt sind. Dennoch ist die Animations- und VFX-Branche derzeit einem Hochrisiko-Geschäft ausgesetzt – auch in Verbindung mit Hollywood-Aufträgen.
Hollywood lässt rund um den Erdball 24/7 arbeiten. So werden Herstellungszeiten verkürzt und die Millioneninvestments schneller refinanziert. Im globalisierten Wettbewerb der VFX-Firmen drücken die US-Auftraggeber auf mehr Qualität, die in kürzerer Zeit und für geringere Budgets zu liefern sein soll.
Ausgerechnet die Gruppen-Auszeichnung mit dem Animago 2018 führt die Härte des Geschäfts vor Augen: Im August rettete die Übernahme durch den britischen Wettbewerber Cinesite die Münchner Firma Trixter vor der Pleite. Geschäftsführer Christian Sommer sieht Hintergründe in hohen Fixkosten, einer Konzentrationswelle in der Branche und im deutschen Nachholbedarf im internationalen Wettbewerb um zugkräftige Förderhebel. Chimney Deutschland steht seit Juli samt zwei Tochterfirmen in Planinsolvenz, um eine umfassende Restrukturierung zu ermöglichen. Mackevision, u.a. durch Arbeiten für die Autowerbung bekannt, gehört seit Anfang 2018 zur Accenture-Gruppe.
Die Folgen des hohen Drucks auf das Preis-/Leistungsverhältnis treffen oft genug sogar Hollywoods Könner: Man erinnere sich an den Skandal um »Life of Pi«: Während der Film 2013 vier Oscars, darunter einen für die VFX, erhielt, erinnerten hunderte Artists am Roten Teppich daran, dass sie buchstäblich auf der Straße standen – Rhythm & Hues, Hauptauftragnehmer für die VFX, hatte eine Woche zuvor Insolvenz anmelden müssen.
Weitere Preisträger des Animago 2018
Beste VR/AR/360°-Produktion: »Huxley« (Exit Adventures, Sven Haeberlein, Deutschland).
Bestes Still: »Albert Einstein« (LotusArt, Alexander Beim, Deutschland).
Beste Nachwuchsproduktion: »The Stained Club« (Mélanie Lopez, Simon Boucly, Marie Ciesielski, Alice Jaunet, Chan Stéphie Peang, Béatrice Viguier, Supinfocom Rubika, Frankreich).
Bestes Game Cinematic: »The Walking Dead – Grant« (Goodbye Kansas, für Starbreeze Studios und Overkill Software, Schweden).
Bester Kurzfilm: »Tweet-Tweet« (CGF, Zhanna Bekmambetova, Russland).
Beste Werbeproduktion: »EnBW – Guter Stoff« (Sehsucht, Jung von Matt, für EnBW, Deutschland).
Bester Charakter: »The Box« (Bugbrain Institute for Animation, Dušan Kastelic, Mateja Starič, Slowenien).
Beste Visualisierung: »Martin Luther – A most precise and nuanced look into the life of the man legend and visionary« (Tumblehead Animation Studio, Magnus Igland Møller, Dänemark).
Bestes Motion Design: »The Division 2 – Der Untergang von Washington D.C.« (Antibody, Patrick Clair für Ubisoft, Deutschland).
Sonderpreis der Jury: »La Noria« (NightWheel Pictures, Carlos Baena, Spanien).