360 Grad: Music all around
Mit »MagentaMusik 360« bietet die Telekom Streams der großen europäischen Musik-Festivals an: live und auf Abruf. TVN produziert etliche dieser Festivalstreams – in HD und in 360 Grad.
Der Festival-Sommer in diesem Jahr ist lang und heiß: Rock am Ring, Wacken, Parookaville, das OpenAir in Frauenfeld und viele mehr – sie alle präsentieren TopActs auf ihren Bühnen und locken unzählige Besucher an. Für all jene, die es nicht zu den Festivals schaffen, bietet die Telekom mit» MagentaMusik 360« einen attraktiven Service: Online im Web und per App kann man die Konzerte live als Stream verfolgen – und viele davon im Anschluss auch per Abruf ansehen.
TVN realisiert als TV-Dienstleister für Live Nation Brand Partnership & Media einige dieser großen Festivals und ist mit eigener Kameratechnik und Ü-Wagen jeweils vor Ort, um die Konzerte in HD Szene zu setzen. Zusätzlich realisiert TVN auch die 360-Grad-Produktionen dieser Konzerte.
Nokia Ozo für 360 Grad
Laura Saenger, bei TVN Head of 360° und VR, erläutert, dass TVN die VR-Kamera Nokia Ozo für die 360-Grad-Produktionen einsetzt. Ozo erfasst Videosignale über acht im Augenabstand angeordnete Kameramodule. In den Kameramodulen regeln synchronisierte Global Shutter die Belichtung der Sensoren. Per 12G SDI gibt Ozo die VR-Signale aus. TVN Broadcast-IT-Experte Lars Bannasch erklärt: »Von der Ozo-Kameraposition bis zum Produktionscontainer auf dem Festivalgelände müssen wir teilweise sehr große Strecken zurücklegen. Deshalb übersetzen wir die Kamerasignale auf Glasfaser und können sie auf diese Weise auch über längere Strecken übertragen.«
Bevorzugte Kamerapositionen
Bei 360-Grad-Produktionen ist die jeweilige Kameraposition sehr wichtig, erklärt Laura Saenger: »Da sich der Zuschauer immersiv in das Geschehen begibt und das Gefühl hat, tatsächlich vor Ort zu sein, sollte die Kamerahöhe – außer in der Totalen – etwa auf Augenhöhe sein.«
Üblicherweise arbeitet TVN mindestens mit drei Ozos, um die Konzerte in 360 Grad zu produzieren. Wo die Kameras schlussendlich platziert werden, hängt bei jedem Konzert von vielen individuellen Faktoren ab. »Aber besonders spannend sind Positionen, an die wir normalerweise nie gelangen würden etwa direkt neben dem Drummer oder auf der Bühnenkante in Nähe des Mikrophons« so Laura Saenger.
Eine weitere, dritte Ozo steht steht bestenfalls weiter hinten bei der Cruise Cam. »Mit diesem Setup erhalten wir die passenden Perspektiven und können daraus einen ansprechenden 360-Grad-Stream produzieren«, sagt Laura Saenger.
Bei manchen Events war es auch schon möglich, die Ozo als Cablecam einzusetzen, was tolle Bilder liefere, aber leider nicht bei jeder Produktion machbar sei, so Laura Saenger.
Produktionsherausforderungen
Eine große Herausforderung bei 360-Produktionen ist der Faktor Zeit: »Auf den Festivals muss es immer sehr schnell gehen und je nach Act müssen die Kamerapositionen innerhalb von fünf Minuten verändert werden«, erläutert Laura Saenger. »Oftmals sind Stage- und Tourmanager auch noch nicht mit den neuen 360-Grad-Kameras vertraut und stehen der Technik deshalb grundsätzlich erstmal kritisch gegenüber.«
Ein anderer Aspekt: durch die 360-Grad-Sicht der Kamera ist alles jederzeit sichtbar ist. Die Kameraleute können die Aufnahme deshalb während der Produktion nicht beeinflussen, ohne selber im Bild zu sein – und müssen deshalb stets darauf achten, nicht im Bild zu sein.
Liveproduktion
Die Signale der Ozo-Kamera laufen im Produktionscontainer auf jeweils einer Linux-Maschine auf, die mit der Nokia-Software Live Stitcher ausgestattet ist. Diese leistungsfähige Kombination aus Hard- und Software errechnet live 360 Grad-Streams. Auch Grafiken, etwa Bauchbinden mit Bandnamen oder Songtitel, werden an dieser Stelle hinzugefügt. TVN produziert diese passend für den 360-Stream in After Effects.
Für die gesamte Bearbeitung ist enorme Rechenpower notwendig, die in den Produktions-Containern auch eine entsprechende Klimatisierung erfordert, erläutert Laura Saenger.
Wiedergabe: online und per App
Bei den Festvialproduktionen in diesem Sommer entschied sich der Auftraggeber von TVN dazu, einen Regie-geführten 360-Grad-Stream anzubieten – also einen fertigen Stream, der jene Quellen zeigt, die die Regie ausgewählt hat. Prinzipiell ist es aber auch möglich, Streams anzubieten, bei denen die Zuschauer auch umschalten und selber wählen können, welche Perspektive sie jeweils sehen möchten. Darüber hinaus können sie aufgezeichnete Inhalte auch abrufen.
Bei der Wiedergabe fallen bei 360-Grad-Streams größere Datenmengen an, sodass sie zwangsläufig kleingerechnet werden müssen, um abspielbar zu bleiben. Hier hängt die letztliche Bild-Qualität beim Endverbraucher stark vom jeweiligen Codec des Players ab.
Potenziale
Laura Saenger glaubt, dass 360-Grad-Produktionen in ganz unterschiedlichen Bereichen ihr Potenzial entfalten können. So hat TVN etwa gemeinsam mit der Staatskanzlei Niedersachsen, Timmersive und der EU die bildungspolitische App »EU beam me up« realisiert, die mittlerweile in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen in vielen Schulen eingesetzt wird.
Im Bereich Healthcare sieht sie für 360-Grad-Produktionen bei der Bekämpfung von Phobien, aber auch für Mobilitäts-Training, Reha und Demenzerkrankungen viele Chancen. Mitarbeiter-Schulungen, Trainigs und interkulturelle Kommunikation sind ein weiterer Bereich, den Laura Saenger neben der Realsierung von Sport-Live-Übertragungen für 360-Produktionen ausmacht. Sie ist sich sicher: »Richtig eingesetzt bieten 360-Produktionen einen echten Mehrwert.«