Innovationskongress »Change Media Tasting«
In Stuttgart fand zum zweiten Mal das »Change Media Tasting« statt – ein Innovationskongress, der die Zukunft der Medienbranche beleuchten will. Und diese Zukunft liegt, so der Kongress, in strategischen Allianzen und Kollaborationen.
Umdenken, Brücken schlagen, Innovationen gemeinsam entwickeln und nutzen, strategische Allianzen und Konzentration auf das tatsächlich Machbare: Diese Erfolgsrezepte für eine mögliche Bewältigung des rasant verlaufenden digitalen Wandels in der deutschen Medienbranche standen laut Veranstalter im Fokus des 2. Innovationskongresses Change Media Tasting in Stuttgart.
Fast 250 Fachbesucher aus dem gesamten Bundesgebiet diskutierten demnach über die Nutzung der Chancen und Herausforderungen durch die Digitalisierung. Neue Diskussionsformate, Zeitbegrenzungen auf zwölf Minuten und ein generationsübergreifender Mix aus erfahrenen Medienschaffenden und »jungen Wilden«, Influencern der YouTube-Generation und Vertreter von Start-ups sorgten laut Pressemitteilung für ein spannungsgeladenes und kreatives Umfeld. Frische Akzente setzten auch die beiden Moderatorinnen Alina Schröder und Svenja Heber, so der Veranstalter.
Beherrschendes Thema Kollaboration
Eine branchenübergreifende Kollaboration entwickelt sich zum Erfolgsfaktor und Muss in der Medienbranche – das war demnach der fast einhellige Tenor der Fachbesucher. Dabei bedeute Kollaboration neben der Professionalisierung, auch den festen Willen zur Zusammenarbeit zu haben, je nach Situation auf Herrschaftswissen zu verzichten und Know-how zu teilen. Zudem seien gemeinsame Projekte ohne aktive Mitnahme der beteiligten Mitarbeiter zum Scheitern verurteilt. »Letztlich befinden wir uns in einem Wechselspiel. Jeder kann mitmachen. Aber letztlich ist eine professionelle Produktion gefragt, die jeden mitnimmt und alle Beteiligten eint«, beschrieb Wolf Osthaus von Unitymedia die wichtigsten Voraussetzungen.
Wie Kollaboration mit Leben gefüllt werden könne, zeigten der Privatsender RTL2 und der Pay-Sender Fox am Beispiel einer erfolgreichen gemeinsamen Kampagne für die neue Staffel der Serie »The Walking Dead«. Marketing-Chef Carlos Zamorano von RTL2 präsentierte, wie Youtube-Influencer und Facebook-Nutzer durch ein Live-Game den Staffelstart begleiten. Die Kampagne, die alle Kanäle von linearem TV bis hin zu den sozialen Medien nutzte, heimste viele internationale Preise ein.
Dabei könne sich Kollaboration auch auf Aktivitäten wie Storytelling über die verschiedenen Bereiche eines Medienkonzerns hinweg erstrecken, wie Silke Marx, Geschäftsleiterin von Motor Presse TV, erläuterte. Ihre Erfahrungen aus strategische Partnerschaften in der disruptiven Welt stellten auch Ulrich Müller-Armack und Dominik Steidle vor, beide Head of Commercial Distribution bei Sky.
Zusammenarbeit schreiben auch Matthias Hahn, Director Commercial Distribution bei Sky und Dr. Jens Weissenfels, Senior Manager Content bei der Deutschen Telekom, bei StreamOn groß. Der Dienst, der gerade im Fokus der Bundesnetzagentur ist, ermöglicht es, Video- und Musik-Streams ohne Anrechnung des Datenverbrauchs zu nutzen. Neben Sky kooperiert die Telekom dabei mit vielen anderen Anbietern von Streaming-Diensten jeder Größe bis hin zu kleinen Radiosendern.
Kollaboration bedeute auch Lernen voneinander. Dies erläuterte Anna Pust-Petters, Referentin der Programmgeschäftsführung von Funk, dem Jugend-Content-Netzwerk von ARD und ZDF, anhand von Beispielen aus den Nutzungsszenarien der »Generation Z«. Zum Thema Kollaboration mit Influencern sagt Social Media Experte Bertram Gugel, dass es Authentizität bei den YouTube-Stars nicht mehr gebe. Ihr Erfolg beruhe auf der Rolle, die sie spielten und konsequent und professionell vermarkteten.
Organisationsentwicklung für den Change
Wie durch einen veränderten Workflow Innovation in den Medienhäusern gestaltet werden kann, beleuchtete Prof. Harald Eichsteller von der Hochschule der Medien. Prof. Dr. Fritz Schubert, Direktor des gleichnamigen Instituts für Persönlichkeitsentwicklung, setzt bei den Führungsstrategien an, die aus seiner Sicht für mehr Wohlbefinden bei den Mitarbeitern und damit auch für neuen Drive im Unternehmen sorgten.
»Man muss den Mitarbeitern Freiräume für Kreativität geben«, glaubt Stephan Zech, Verlagsleiter für Programmzeitschriften der Funke Mediengruppe. Wie setzt man Prozesse in erfolgreiche Innovationen um und welche wichtige Rolle spielt die Unternehmenskultur dabei? Im Face2Face-Interview stellten sich Zech und Michael Jaschke, Geschäftsführer von Pro7Sat1 Digital den Fragen von Alina Schröder, Programmchefin der SWR-Jugendwelle »DasDing«. Jaschke verantwortet auch die neue Plattform Glomex, die Publisher und Content-Produzenten zusammenbringt.
Neue Ideen und die Cloud
Neue Technologien für die Optimierung des täglichen kreativen Arbeitsflusses zeigte Firmengründer und Geschäftsführer Niklas Dorn von Filestage. Next Generation Storytelling stellte Mirco Völker von FischerAppelt vor. »Es gilt jetzt, gemeinsam relevante Use Cases für Virtual- und Augmented Reality zu entwickeln«, so Völker, der eine neue VR-AR-Unit von FischerAppelt leitet.
Sechs Stufen für erfolgreiches Storytelling von Unternehmensinhalten präsentierte Christof Kessemeier, Director Digital Branding, Unitymedia. Unter dem Stichwort Innovation Telling zeigte Dr. Marie Elisabeth Müller, Professorin an der Hochschule der Medien in Stuttgart, innovative Content-Strategien auf. Wie Anbieter Daten optimal für ihre Geschäftsmodelle tracken können, verdeutlichte Helen Wohlfahrt, Vertriebsleiterin Cloud von IBM Deutschland.