Praxistest Ursa Mini Pro: Eine für alles?
Die Ursa Mini Pro erweitert die Ursa-Kameralinie von Blackmagic. Sie bietet Wechsel-Mount, eingebaute ND-Filter, Dual-Recorder für CFast- und SD-Karten, sowie etliche weitere Funktionen. film-tv-video.de hat die Kamera im Praxistest ausprobiert.
Blackmagic hat mit seinen Kameras nicht nur im Einsteiger-Segment viele Käufer gefunden. Dafür gibt es viele Gründe: Das Preis/Leistungs-Verhältnis der Kameras ist meist sehr überzeugend — und wenn man mit dem einen oder anderen Kompromiss bei Bedienung oder Ausstattung leben kann, kann man absolut professionell damit arbeiten und hochwertige Bilder aufzeichnen.
Mit der Ursa Mini Pro will der Hersteller nun ein weiteres Kapitel in puncto Handling aufschlagen und auch Anwender die im EB-Bereich, als Dokumentaristen oder als Einmann-Teams unterwegs sind, als Blackmagic-Anwender erschließen.
Von der Ursa Mini zu Ursa Mini Pro
Ein erster Schritt in Richtung dieser Zielgruppe war die erste Version der Ursa Mini. Auch die gibt es mit optionalem B4-Mount. Allerdings fehlt dieser Kamera ein ND-Filter und in einigen Aspekten war die Bedienung nicht so eingängig und wich zu stark von den gängigen Mustern ab.
Etliche Anwender fanden die Kamera zwar interessant, vermissten aber Features, die das besonders spontane und flexible Arbeiten unterstützen, das im EB-Bereich unabdingbar ist. Und genau hier setzt nun die Ursa Mini Pro an.
Damit gibt es die Ursa nun in fünf verschiedenen Ausführungen: Die Ursa Mini 4K und die Ursa Mini 4,6K, jeweils in einer Variante mit fest eingebautem EF- oder PL-Mount und dualen CFast-Recordern. Und nun noch die ganz neue Ursa Mini Pro 4,6K, wie das jüngste Modell mit vollem Namen heißt.
Das neueste unterscheidet sich von den anderen Modellen durch einen Wechsel-Mount und etliche weitere Features: eingebaute ND-Filter, Dual-Recorder für CFast- und für SD-Karten (UHS-II) sowie weitere, eher auf Broadcast-Anwender abgestimmte Features.
Gleiche Basis, aber neue Features
Die neue Pro-Version der Ursa Mini weist den gleichen 4,6K-Bildsensor mit einem Dynamikbereich von 15 Blendenstufen auf, wie die bisher schon bekannte Ursa Mini.
Aus Sicht des Herstellers eignet sie sich damit ebenso für den Einsatz im szenischen, cinematografischen Bereich, wie auch für Broadcast- und Live-Produktionen.
Zu diesem Zweck hat Blackmagic das Bedienkonzept teilweise an das klassischer Schultercamcorder angepasst — zumindest auf den ersten Blick — und auch bei der Ausstattung nachgebessert. Allerdings ist damit ein Preis verbunden, der zwar immer noch günstig ist, aber nicht mehr so ganz in die bisherige Kategorie der Blackmagic-Kameras fällt: Zum Endkunden-Listenpreis von 6.805 Euro schickt Blackmagic die neue Ursa Mini Pro ins Rennen (Sucher, Akku, Mount, Objektiv, Griff und Stütze kosten aber extra).
Ausstattung und Konzept
Für den Grundpreis von 6.805 Euro bekommt man also zunächst nur den Body. Einige Ergänzungen sind aber nicht nur sinnvoll, sondern unter normalen Umständen und regulären Einsatzbedingungen eigentlich sogar unabdingbar: der Sucher für 1.650 Euro fällt in diese Kategorie, im Grunde auch der Shoulder Mount Kit für 440 Euro und eine V-Mount-Akkuplatte für 108 Euro, plus entsprechende Akkus.
Da die Kamera auch ganz ordentlich Leitung braucht, sind mindestens drei Akkus mit jeweils etwa 100 Wh für einen Drehtag sinnvoll. Dafür muss man im Schnitt weitere 750 Euro anlegen, und ein Ladegrät für zwei Akkus liegt in der Größenordnung von zusätzlichen 300 Euro.
Man kann es natürlich auch so sehen, dass Blackmagic den Anwendern die Wahl lässt, hier schon vorhandenes Zubehör oder solches von anderen Herstellern zu nutzen, als das vom Hersteller angebotene — aber kostenlos gibt es letzteres im Normalfall natürlich auch nicht und so steigt der Preis für ein wirklich betriebsbereites Kamerasystem.
Ohne Objektiv oder optionalen Mount muss man für die Kamera und das genannte Zubehör also schon rund 10.000 Euro einplanen, wenn man all diese Komponenten neu anschaffen muss.
Mit 440 Euro schlägt der optionale B4-Mount für den Einsatz klassischer 2/3-Zoll-Broadcast-Objektiv zu Buche. Er beseitigt einerseits die chromatischen Aberrationen dieser auf die Kombination mit einem Prisma abgestimmten Objektive und vergrößert das Bild um den Faktor 1,1, sodass der HD-Bereich des Sensors im Crop-Modus (windowed) abgedeckt wird.
Die Ursa Mini Pro verfügt auch gleich über eine passende 12-polige Hirose-Buchse für den Anschluss der B4-Objektive.
Im Test stand leider kein B4-Mount zur Verfügung, der laut Hersteller aber nur zu minimalem Lichtverlust führen soll – ein Problem mit dem viele andere Adapter zu kämpfen haben, die das Bild um den Faktor 2 oder 2,7 auf S35 vergrößern und dabei gleich zwei bis drei Blenden schlucken.
Auch ein PL-Mount ist für 270 Euro optional verfügbar. Beide Mounts müssen mit mehreren Schrauben montiert werden, sind also nicht mal so eben während eines Drehs leicht zu wechseln.
Ein abgesetzter Handgriff wird mit dem Body mitgeliefert und kann im Zusammenspiel mit dem Shoulder Mount Kit als Verlängerungsarm genutzt werden.
Leider ist die mitgelieferte Auslage für den Handgriff aber relativ kurz und ermöglicht nur eine relativ unbequeme Position bei der Kameraführung.
Sensor, Auflösung
Der 4,6-K-Sensor der Ursa Mini Pro (CMOS mit Rolling Shutter) ist mit 25,34 x 14,25 mm etwas größer als die meisten anderen S35-Sensoren. Bei voller Auflösung von 4.606 x 2.592 Pixel kann mit maximal 60 fps aufgezeichnet werden. In HD sind 80 fps möglich, wenn der Sensor im »Windowed Mode« verwendet wird (etwas größer als 2/3-Zoll-Bildfenster) und man in ProRes 444 aufzeichnet. Bei allen anderen eingebauten ProRes-Versionen sind 120 fps in in 4:2:2 möglich.
Die Ursa Mini Pro kann wahlweise mit 29,97 aber auch mit 30 fps aufzeichnen – das wird immer üblicher. Gespeichert wird auf CFast 2.0 oder auf SD-Speicherkarten aufgezeichnet werden, letztere bieten aber momentan nur die Option für die Aufzeichnung in der maximalen Auflösungsstufe 2K in ProRes HQ.
Der standardmäßig eingebaute EF-Mount soll Funktionen der EB-tauglichen Zoomobjektive von Canon unterstützen. Hier gibt es aktuell aber offenbar Probleme. Beim Canon-Objektiv CN-E18-80mm etwa funktioniere einzig die Zoom-Wippe des optional zum Objektiv gehörenden Zoomgriffs (Canon ZSG-C10) und die Übermittlung der Blendenwerte zur Kamera, so ein Leser von film-tv-video.de.
Neben allen gängigen ProRes-Codecs in 10 Bit und Audio in 24 kHz und 24 Bit wird für die Raw-Aufzeichnung das 12Bit CinemaDNG Format verwendet, das von Davinci Resolve und Premiere Pro nativ erkannt wird. Der Käufer erhält Davinci Resolve Studio gleich mit, und damit ist es möglich, die Daten auch in andere Video-Formate für andere Schnittprogramme zu exportieren.
Anschlüsse
Bei den Anschlüssen bietet die Ursa Mini Pro alles, was man von einem Profi-Camcorder erwartet – und in manchen Aspekten sogar noch mehr. So kann die Kamera I/Os für 12G-SDI aufweisen. Darüber lässt sich Material in UHD-Auflösung mit Bildraten bis zu 60p übertragen.
Weiter ist die Ursa Mini Pro mit Timecode-In, 12- bis 30V-Stromanschluss, Anschlüssen für den Sucher, einem 3,5-mm-Kopfhörerausgang und sogar zwei Lanc-Buchsen ausgerüstet. Über letztere finden auch die Bedienelemente im Handgriff am Auslegearm Anschluss. Einen 12-V-Stromausgang über 4-Pin-XLR gibt es auch.
Zwei XLR-Audio-In-Buchsen sind unter einer Klappe im hinteren oberen Bereich der Kamera angeordnet.
Seite 1: Ausstattung, Sensor, Anschlüsse
Seite 2: Ergonomie, Menü, Bedienung
Seite 3: Kamera-Funktionen
Seite 4: Bildqualität, Ton, Fazit