NAB2017: Kochende Affen
Könnte es wirklich sein, dass die letzte, wirklich entscheidende, große Neuheit in der Menschwerdung darin besteht, dass wir mit dem Kochen begonnen haben? Und werden wir nun wieder immer mehr zu Affen?
Der Mensch, so wird es manchmal definiert, sei letztlich nur ein Affe, der das Kochen gelernt habe. Mit dieser Aussage kann man natürlich darauf abheben, wie wichtig das Kochen als Kulturtechnik ist und dass uns als Art das Kochen auf vielfältige Weise beeinflusst hat: Von den erweiterten Möglichkeiten der Ernährung, bis hin zu den Aspekten, die man auch heute noch aus den Worten »Tischsitten« und »Kochkunst« ableiten kann.
Man kann diese Aussage aber natürlich auch auf diverse andere Weisen deuten und interpretieren. So leben wir in einer Zeit, in der man zwar im Fernsehen in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen Menschen beim Kochen und Backen zuschauen kann. Und »Live-Hacks« darüber, wie man Dinge zubereitet, aber auch schon darüber, wie man am besten eine Avocado oder Mango schält, erzielen monströse Klickraten. Gleichzeitig steigt aber der Konsum von Fertiggerichten, es wird also im Privatbereich immer weniger gekocht, sondern nur noch erhitzt. Wenn man so will: Ein klarer Kulturverlust.
Bei den Affen geht es hingegen in die andere Richtung. Jüngere Forschungsarbeiten scheinen zu belegen, dass Schimpansen über ausreichend kognitive Fähigkeiten verfügen, um kochen zu können. Und es gibt sogar Experimente (beispielsweise hier beschrieben), die offenbar belegen: Affen würden gern kochen, für diesen entscheidenden Schritt fehlt ihnen aber die Beherrschung des Feuers. Die einen würden also gern tun, wozu die anderen gar keine Lust mehr haben.
Würden kochende Affen als erstes eine getrüffelte Entenbrust auf einem Spiegel von Passionsfruchtgelee an einem Langustenschaum zubereiten? Eher nicht. Sollten wir also, wenn neue »Enabling Technologies« verfügbar werden, erwarten, dass damit gleich sehr ausgereifte, verfeinerte Produktionen über elaborierte Sujets produziert werden?
Wohl eher nicht. Vermutlich müssen wir noch geraume Zeit warten, bis sich neben der Filmbranche, die sich in weiten Teilen nur noch in endlosen Sequels und Merchandises selbst reproduziert, eine wirklich neue Erzählform herausbildet.
Vielleicht kommt das aus dem Umfeld von 360-Grad-Videos, VR- und AR-Applikationen? Interessante Ansätze dafür gibt es etliche bei der NAB2017.
Sie werden sehen.