Broadcast, IP, Report, Top-Story, Ü-Wagen: 05.04.2017

TPC: Echtes Broadcast-IP wird im neuen Ü-Wagen UHD1 Realität

Der Schweizer Broadcaster und TV-Dienstleister TPC lässt derzeit von SonoVTS einen 24-Kamera-Ü-Wagen bauen, der die IP-basierte ­Live-Produktion auf ein neues Level heben soll – mit durchgängig unkomprimierter UHD-Signalverarbeitung im IP-Standard ST2110.





TPC HD1
TPC wird den hier gezeigten HD1 durch den derzeit enstehenden UHD1 ablösen.

TPC realisiert die unterschiedlichsten TV-Projekte: Die Live-TV-Produktion in den Bereichen Sport, Kultur und Events gehört ebenso dazu, wie die Unterhaltung. Für seine anspruchsvollen Produktionen setzt TPC stets auf flexible und fortschrittliche Technik: Die Schweizer gehörten etwa auch bei der Einführung von HD zu den Early Adopters.

Auch jetzt ist TPC wieder ganz weit vorne mit dabei, denn der Broadcaster plant einen neuen UHD-Ü-Wagen, der vollständig IP-basiert im Standard SMPTE ST 2110 arbeiten wird – unkomprimiert, also ohne Kompressionsverfahren wie Tico, NMI oder VC-2.

Als Partner für die Umsetzung dieses Projekts hat sich TPC für den TV-Dienstleister SonoVTS entschieden: Das Systemhaus aus München wird das Fahrzeug bauen.

Die Entscheidung fiel nach einer intensiven Evaluierung von fünf Anbietern, erläutert Andreas Lattmann, CTO bei TPC Switzerland: »Bei SonoVTS hatten wir das beste Gesamtangebot.« Michael Jähnel, Head of Project Sales bei SonoVTS, ergänzt: »Wir übernehmen die vollständige Konzeption, Systemplanung, den Karosserie- und Fahrzeugbau, den Innenausbau sowie Elektro- und Klimainstallationen und die Systemintegration.«

UHD1: Sattelauflieger mit 24 Arbeitsplätzen
Visualisierung UHD1.
Der UHD1 soll von den Abmessungen dem HD1 entsprechen.

SonoVTS wird für TPC einen Sattelauflieger mit 24 Arbeitsplätzen bei einer Gesamtlänge von 16,5 m bauen. Vier seitliche Auszüge bieten eine großzügige Arbeitsfläche, im betriebsbereiten Zustand wird der neue Ü-Wagen eine Tiefe von 4,5 m aufweisen. Das Gesamtgewicht des Fahrzeugs wird 40 t betragen. Die Abmessungen entsprechen somit ziemlich genau den Maßen, die das bisherige Flaggschiff von TPC aufweist, der HD1.

Der HD1 soll durch den UHD1 abgelöst werden. Es wird aber nicht das bestehende Fahrzeug modernisiert, sondern der UHD1 ist ein kompletter Neubau.

SMPTE ST2110 und unkomprimiert

»Wenn man davon ausgeht, dass unser neues Fahrzeug eine ähnliche Lebensdauer haben soll, wie der HD1, ist klar, dass wir mit den neuesten Technologien planen müssen«, erläutert Andreas Lattmann die Entscheidung, ein UHD-IP-Fahrzeug zu bauen. Er ergänzt: »Wir wollten aber nicht auf dem Standard SMPTE 2022-6 aufsetzen, sondern auf der Basis von ST2110 arbeiten – wohlwissend, dass dieser Standard erst in diesen Tagen finalisiert wird.«

Lattmann betont, dass dies aus Sicht von TPC ein entscheidender Aspekt des jüngsten Ü-Wagen-Projekts sei. »Bei SMPTE 2022-6 wechselt man letztlich lediglich den physikalischen Layer von grünen SDI-Kabeln zu Cat-Kabeln, muss aber ansonsten mit allen Einschränkungen der HD-SDI-Welt leben. Das ist aus unserer Sicht nicht erfolgversprechend. Wir halten es für zukunfts­trächtiger, gleich ein Fahrzeug zu bauen, bei dem die Aufteilung von Audio-, Video- und Metadaten im Netzwerk stattfindet.«

TPC, St. Moritz
TPC produzierte im vergangenen Winter unter anderem die Ski-WM in St. Moritz. Im Zukunft wird bei solchen herausragenden Events der UHD1 zum Einsatz kommen.
Zukunftsstandard UHD?

Den konkreten Bedarf an UHD-Produktionen stuft Andreas Lattmann als derzeit noch relativ niedrig ein. Im Verlauf der Lebensdauer des neuen Fahrzeugs werde sich das jedoch mit höchster Wahrscheinlichkeit stark verändern, sagt Andreas Lattmann. »Deshalb wird der Wagen 4K- und HD-fähig sein – und das auch parallel.«

TPC, HD1, St. Moritz
Maßarbeit: Der HD1 auf dem Weg zur WM in St. Moritz. Der UHD1 soll die gleichen Außenabmessungen haben wie der HD1 — mehr wäre auf dieser Strecke auch kaum möglich.

So werden in das Fahrzeug zwei Bildmischer eingebaut: ein HD- und ein 4K-Mixer. Diese Geräte können wahlweise für die unabhängige, pa­rallele Produktion unterschiedlicher Sendesignale, aber auch arbeitsteilig als Haupt- und Subregie in der gleichen Produktion genutzt werden.

Weiter wird es auch möglich sein, den Ü-Wagen als reines HD-Fahrzeug zu betreiben, denn in der nahen Zukunft wird die Mehrzahl der Projekte wohl noch in HD produziert werden. »Wir werden aber sicher auch Projekte realisieren, bei denen wir in 4K produzieren und am Ende konvertieren und ein HD-Signal ausgeben«, erklärt Andreas Lattmann.

Seite 1: Eckdaten: SMPTE 2110 und UHD uncompressed
Seite 2: Zukunfts-Option HDR
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Seite 4: Filmlook, Netzwerk, Schnittstellen
Seite 5: Kurzinterview mit Andreas Lattmann

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