Event in Berlin: FCPXWorld
Am 18. November 2016 findet in Berlin die FCPXWorld statt. Bei dieser Veranstaltung werden Experten die neueste Version von Final Cut Pro vorstellen, anhand aktueller Projekte auf deren Besonderheiten eingehen und Fragen der Teilnehmer beantworten.
»Die einen reden einfach nur über Final Cut Pro X, während andere diese Editing-Software tatsächlich nutzen«, sagt Rory Cantwell, Senior Artist bei Soho Editors und Veranstalter der FCPXWorld in Berlin. Damit spielt er darauf an, dass FCPX bei professionellen Kunden geraume Zeit ein Nischendasein fristete und sogar verschmäht wurde, dass sie aber aus seiner Sicht nun einen Entwicklungsstand erreicht hat, der FCPX zu einem wertvollen Tool für Profis macht. Rory Cantwell geht in diesem Beitrag auf den Editing-Markt ein und arbeitet heraus, was die aktuelle Version von FCPX aus seiner Sicht von anderen Editing-Systemen abhebt.
Mit dem Launch von Final Cut Pro X gab es massive Veränderungen in der Art und Weise, wie Content innerhalb dieses Schnittprogramms von Apple organisiert wird. Viele Endkunden haben damals nach der ersten Vorstellung dieser neuen Software zunächst lieber mit FCP7 weitergearbeitet — obwohl diese ältere Version der Software noch auf 32-Bit-Technologie basierte und mit modernen Kamera-Codecs ihre Schwierigkeiten hatte.
Viele wechselten auch zu Adobe Premiere — nicht zuletzt deshalb, weil es hier auch einfache, komfortable Roundtripping-Funktionalität zu Photoshop, After Effects und Cinema 4D gibt.
Andere bewegten sich wiederum in Richtung Avid, weil deren Editing-Produkte sehr stabil laufen, gut etabliert sind und es natürlich auch sehr viele hoch qualifizierte Avid-Operatoren gibt. Die Hardware ist zwar teurer und die Software ein wenig spezieller, aber die Ergebnisse sind immer gut.
Eine Sonderstellung bei den Schnittprogrammen nimmt Resolve von Blackmagic Design ein — nicht zuletzt deshalb, weil dieses Programm die anderen Hersteller zwang, lange und intensiv über ihre Preis- und Vermarktungsmodelle nachzudenken. Blackmagic hat Resolve neu erfunden und die Software bietet nun eine Editing-Funktionalität, wie man sie von Premiere oder FCP7 her kennt. Dennoch wird Resolve bis dato im Markt vor allem als Grading-Tool gesehen. Diese Wahrnehmung ändert sich nur langsam und daher konnte sich Resolve bisher im Editing-Markt nicht auf ähnlich breiter Basis etablieren, wie die anderen der genannten Schnittlösungen.
Einen interessanten Aspekt sehe ich bei all diesen Betrachtungen aber darin, dass fast alle dieser Schnittprogramme mittlerweile sehr ähnlich funktionieren und sich ganz ähnlich bedienen lassen. Darin wurzelt eine Stärke dieser Programme, das ist aber gleichzeitig auch eine Schwäche.
Wer sich mit einer der Softwares gut auskennt und etwa die Shortcuts und die Oberfläche bedienen kann, wird vergleichsweise schnell und einfach zu einer der anderen Softwares wechseln können — spätestens nach einem Training bei den Soho Editors.
Die Schwäche aber besteht darin, dass man bei diesen Programmen an ein admin-intensives Interface und entsprechende Workflows gebunden ist. Als Operator verbringt man letztlich relativ viel Zeit damit, das Interface der Software anzupassen und das Material zu organisieren. Selbst einfache Dinge, etwa das Hinzufügen eines Clips zur Timeline, ohne dabei einen anderen Clip zu überschreiben, der zufällig auf der selben Spur sitzt, kann umständlich sein.
Hier unterscheidet sich FCPX strukturell von den anderen Programmen. Als Final Cut Pro X herauskam, war das einerseits eine große Erleichterung, weil man sich um solche Dinge plötzlich nicht mehr kümmern musste und sich auf die kreativen Prozesse konzentrieren konnte. Andererseits fühlte es sich sehr komisch an, die bekannten Pfade zu verlassen. Man hatte bei den anderen Programmen so viel Zeit und Mühe darauf verwendet, sein Material und seine Strukturen gut zu organisieren, dass es ungewohnt war, das plötzlich nicht mehr tun zu können.
Als ich selbst mich erst mal mit dem Ansatz, den FCPX verfolgt, vertraut gemacht hatte, stellte ich fest: Man muss das alles auch gar nicht mehr tun. Und plötzlich machte es mir einfach viel Spaß, so zu arbeiten. Und mit der jüngsten Version sind nun aus meiner Sicht letztlich auch alle professionellen Anforderungen erfüllt.
Natürlich ist es legitim, die Frage zu stellen, weshalb Apple FCP7 einfach auslaufen ließ, einen harten Schnitt machte und sich mit der neuen Version in eine völlig andere Richtung bewegte. Ich glaube, dass es dafür zwei Hauptgründe gibt, und in Version 10.3 sehe ich diese auch bestätigt: Zum einen konnte Apple FCPX mit diesem Schritt extrem schnell machen, weil deutlich weniger Arbeitsschritte nötig sind, um dieselben kreativen Ergebnisse zu erzielen. Zum anderen konnte Apple mit dem Wechsel zu FCPX ein leistungsfähiges Metadaten-Management in die Software integrieren.
Besonders letzteres kann meiner Meinung nach keine andere Editing-Software in vergleichbarem Ausmaß bieten. So können nun etwa die Metadaten, die schon in der Kamera generiert werden, den Editing-Prozess massiv vereinfachen.
In der jüngsten Version 10.3 nutzt Final Cut Pro X diese Möglichkeiten in eindrucksvoller Weise. Nehmen wir als Beispiel die Möglichkeit, Audioelemente während des Imports als Dialog, Musik oder Effekt zu taggen. Wenn der FCPX-Editor das tut, kann er die Oberfläche so einrichten, dass er sich optimal auf das Wesentliche konzentrieren kann.
Das lässt sich in dieser Weise mit anderen Editing-Softwares nicht erreichen — und das liegt auch wesentlich mit daran, dass diese Softwares zu einer Zeit entwickelt wurden, als die riesigen Mengen an Metadaten, die uns heutzutage zur Verfügung stehen und mit denen wir arbeiten können, noch nicht in dieser Weise zugänglich waren — und man sie auch nicht bewältigten konnte. Heutzutage können Metadaten das Leben des Editors hingegen deutlich einfacher und vor allem auch kreativer machen. Und hier sehe ich eine der großen Stärken von FCPX, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht sofort erkennt.